Alte (verstaubte) Erinnerung

So ganz genau erinnere ich mich nicht mehr. Ich war schon vom Fotografie-Virus infiziert worden und hatte eine geraume Zeit mit Spiegelreflexkameras der Firma Minolta fotografiert. Da kündigte Nikon Ende der 70ger Jahre an, ihre Spiegelreflexkamera F2, die seit Anfang des Jahrzehnts auf dem Markt war, durch die neue F3 mit automatischer Belichtungssteuerung zu ersetzen. Zu diesem Zeitpunkt war „die F2“ neben der M-Leica für mich der Inbegriff einer guten Kamera. Als die Nachfolgerin F3 tatsächlich auf den Markt kam, setzte ich alles daran, noch eines der letzten Exemplare der rein manuellen Nikon F2 zu bekommen. Die F2A kannte ich bereits aus direkter Anschauung. Ich hoffte aber, eine F2AS mit der etwas neueren digitalen Belichtungsanzeige zu ergattern. Nach vielen Telefonaten hatte ich bundesweit 2 Exemplare im Handel gefunden; eine davon in Hannover in einem kleinen, aber gut sortierten Insider-Geschäft. So kam die F2AS, gerade noch rechtzeitig vor meiner ersten Nahostreise, in meinen Besitz. Über gut 20 Jahre hat sie auch auf etlichen Reisen ihre Dienste geleistet und war weder durch Wüstenstaub, tiefsten Frost oder durch Salzwasser von ihrer Zuverlässigkeit abzubringen. Berufliche Gründe haben für Jahre das Fotohobby in den Hintergrund rücken lassen. So setzten die Kamera und die noch vorhandenen Objektive, sonst immer penibel gepflegt, eine Menge Staub an. – Bis gestern, als sie als Fotomodelle aus dem alten Alukoffer genommen wurden und für weitere Blitzversuche herhalten mussten.

Natürlich war ich in meiner Ungeduld zu faul, den Staub der Jahre zu beseitigen – obwohl ich mittlerweile verstanden habe, warum den beiden Blitzgeräten der Firma Godox je ein Reinigungsset (Pinsel, Mikrofasertuch und Baumwollhandschuhe) beigelegt war. Heute wollte ich ausprobieren, wie ein schwarzes Objekt vor weißem Hintergrund und mit glänzenden Unterlagen (in Silber und Weiß) lichtmäßig in Szene gesetzt werden kann und wo die technischen Grenzen liegen. Da ich zu denjenigen Benutzern gehöre, die Bedienungsanleitungen eher stiefmütterlich behandeln, gelang Godox eine freudige Verblüffung: alle Geräte starteten nach dem Einschalten in denselben Grundeinstellungen des Vortages (Anmerkung bezüglich Fujifilm zu diesem Thema: s.u.).

 

Der Umgang mit dem Blitzgeräteset war eigentlich am wenigsten problematisch. Lehrgeld musste ich zahlen, indem ich geraume Zeit gebraucht habe, bis ich begriff, dass die X-T2 jedes Mal bei ihrer automatischen Abschaltung (zur Batterieschonung) die vorherige Blitzkorrektur, die im Kameramenü eingestellt worden war, vergessen hatte. Auch bedarf es einiger Versuche, die beste Fokussierung für Nahaufnahmen herauszufinden. Bei hellen und kontrastreichen Motiven leistet der Autofokus tatsächlich gute Dienste. Bei den winzigen Details der schwarzen Kamera gelang letztlich die manuelle Fokussierung über den (sehr hilfreichen, weil klappbaren) LCD-Screen am besten; das Fokus-Peaking in Rot oder die maximale Vergrößerung des Fokusfeldes durch Druck auf das hintere Daumenrad eignen sich in Abhängigkeit von den Motivkontrasten beide gut. Der Dauerbetrieb des LCD-Monitors geht aber eindeutig zu lasten der Akkudauer in der Kamera.

Zusammengefasst hatte ich mit der X-T2 ganz erheblich weniger Fokussierungsprobleme als früher mit der Canon 5D Mark II. Die modernen Hilfen beim Scharfstellen sind ein riesiger Zugewinn, einmal abgesehen von den (im Vergleich zur 5DII) tollen Leistungen des Autofokus in der X-T2. Allerdings habe ich in all den Jahren mit der 5DII nur 2 Akkus im Gebrauch gehabt, während mein Vorrat für die X-T2 mittlerweile aus 5 Exemplaren besteht.

Die guten Ergebnisse der JPGs von Fujifilm (diesmal ausschließlich mit den Kamera eigenen Standardeinstellungen) verkürzen die Aufbereitung der Fotos für die Webseite erheblich. Die kritische Sichtung und Aussortierung in Lightroom erfordert deutlich mehr Zeit als die notwendigen Anpassungen bzw. Korrekturen der einzelnen Fotos. Mein Lieblingsregler „Klarheit“ wurde diesmal – je nach Motiv – entweder zur bildmäßigen Verstärkung der Staubablagerungen oder für ihre Abschwächung eingesetzt.

 

 

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