Mittelformat-Fotografie im Jahre 2018

Erstaunlicherweise hat mich die vermehrte Beschäftigung mit dem Fuji-System im vergangenen Jahr auch dazu gebracht, mich wieder mehr um analoge Fotografie und meine „Altlasten“ im Keller, verpackt in Kartons mit Negativordnern und alten Diakästen, zu kümmern. Immer wieder habe ich Anläufe genommen, dieses alte Bildmaterial zu „Archivieren“. So bezeichnet man heute die Umwandlung eines alten, relativ lange haltbaren fotografischen Mediums in die digitale Form – ohne dass aber sichere Langzeiterfahrungen mit der digitalen Technik existieren. Neuere Sicherungstechniken auf CD und DVD haben sich nicht bewährt und Magnetbänder kann ohnehin keiner mehr lesen. So ist letztlich nur die Kopie von Festplatte auf Festplatte in mehrfacher Ausführung und wiederholt alle paar Jahre übrig geblieben. Dafür wird kulturell und wissenschaftlich besonders Wertvolles auf Film archiviert und in tiefen Bunkern gelagert…

Ursache für meine missmutigen Zeilen ist die Suche in den vergangenen Wochen nach einer guten, praktikablen und bezahlbaren Möglichkeit, altes Bildmaterial zu Digitalisieren, nicht zum Archivieren, sondern zum zeitgemäßen Weiterverarbeiten und Präsentieren. Es darf doch nicht angehen, dass heute jedes einigermaßen ausgestattete Smartphone eine bessere optische Qualität des Aufgenommenen sicherstellen kann als ein preislich angemessener Scanner mit zugehöriger Software! Es ist nicht nachzuvollziehen, dass Film-Scanner in der Leistungsklasse einer nicht sehr hochpreisigen DSLR von 4000 (für Kleinbild) bis 6000 (für Mittelformat) Euro kosten sollen und das auch noch als Gebrauchtpreise für Modellreihen, die seit vielen Jahren nicht mehr hergestellt werden.

Natürlich gibt es gute und sehr gute Betriebe, die einen solchen Scanservice zu unterschiedlichen Preisen bieten. Eine Übersicht verschiedener Anbieter gibt es auf der informativen Webseite analoge-fotografie.net. Aber ich möchte nicht alles Bildmaterial aus dem Haus geben. Auch sind nicht alle Fotos derart wertvoll, dass sie in neue Zeiten hinüber „gerettet“ werden müssen. Zum Selektieren muss ich daher ohnehin jedes einzelne Negativ oder Dia in die Hand und vor die Augen nehmen. Eigentlich könnte ich dann den Digitalisierungsprozess auch gleich anschließen. Aber doch nicht mit Geräten, die für einen Dia-Scan in der Leistungsklasse eines Handys 10-15 min erfordert! Erst recht nicht, wenn die Digitalisierung eines Mittelformat-Fotos wegen der Größe des Negatives zu einem Gefrickel ausartet (und das bei einem Scannerpreis bis zu 1800 €). An gute Fine-Art-Prints darf man dabei schon garnicht denken. Wer sich hingegen an die zeit- und arbeitsaufwändige Beschäftigung mit einem weniger kostenträchtigen Flachbett-Scanner heranwagen möchte, der kann hier einmal auf den Webseiten von Thomas Raatz nachlesen: http://www.fotografische.de/bildbearbeitung/epson-scanner-schaerfe/, http://www.fotografische.de/bildbearbeitung/silverfast-perfekte-scans/, http://www.fotografische.de/bildbearbeitung/negative-ausfiltern/.

Von daher habe ich mir heute meine eigene Alltagsversion zur Digitalisierung meiner Mittelformat-Aufnahmen geschaffen. Ich gebe zu, die Grundidee ist geklaut und zwar von jemanden, der das technisch besser beherrscht (Christoph Heinrich). So konnte ich mich ein wenig ablenken von der enttäuschenden Feststellung, wieder keinen Schritt weiter gekommen zu sein.

Alle Fotos zur Digitalisierung meine Mittelformat-Bilder sind wieder mit der X-T2 und dem XF50mm F2 R WR entstanden. Das 50er hat eine gute optische Qualität in der Nahdistanz. Alle Aufnahmen sind freihändig mit offener Blende von 2,0 entstanden, um Umgebung bzw. Hintergrund ins Unscharfe zu bringen. Erstaunlicherweise war der Autofokus der X-T2 beim Scharfstellen auf die Mattscheibe zu 100% präzise, während ich beim manuellen Fokussieren häufiger daneben lag. Um die Nacharbeiten in Lightroom ausreizen zu können, habe ich hierfür die RAW-Dateien verwendet.

 

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