Friseure im Lockdown.
Mit dem Friseursalon meines Vertrauens habe ich in den vergangenen 1o Jahren, in denen ich in Diekholzen wohne, bereits einen Besitzerwechsel und einen Umzug mitgemacht. Seit dem Lockdown ist er durchgehend geschlossen. Sein Name lautet „Friseurteam Picasso“. Nun hat sich aber gezeigt, dass meine Haare und die meiner Frau sich im Wachstum nicht dem Lockdown angeschlossen haben. „Die Spitzen drehen sich nach oben; die Haare sind viel zu lang“ bemerkte sie als erste. Ich hielt es für Gelassenheit, meine Frau nennt es Dickfelligkeit – jedenfalls störte mich die Länge erst viel später – auch weil der Langhaarschneider am Rasierapparat und eine Billigschere im Schrank mir zwischendurch immer wieder kurz zu Diensten waren (zumindest an den Stellen, die ich ohne doppelte Spiegel erreichen konnte). In der Zwischenzeit hatte sie begonnen, sich Videos über das Selbstschneiden der Haare anzuschauen. Tage später waren Erkundigungen nach speziellen Haarscheren dran; auch nach elektrischen Schneidegeräten. Mir wurde anschließend die Aufgabe der Beschaffung zuteil.
Frauen scheinen beim Betrachten der Haare offensichtlich immer schnell den Kopf hin- und herdrehen zu müssen, um die Haare kräftig ins Schwingen zu bringen. Jedenfalls konnte meine Frau nicht still halten als es ans Werk ging – und zack, war eine Stufe an der rechten Seite. Erst gab es Lamento, dann war Ruhe angesagt und beherzt wurden aus dem beauftragten einen Zentimenter derer zwei, die Stufe somit angeglichen; dann noch schnell die Spitzen etwas ausgedünnt. Beide waren zufrieden, sie, weil die Spitzen sich nicht mehr nach außen drehten und es „ganz ordentlich“ aussah; er, weil es gerade noch einmal gut gegangen war.
Die umgekehrte Aktion ist bei uns schon etwas geläufiger. Auch da gab es ein kurzes Lamento als es scharf ans Ohr ging. Aus der Not wurde letztlich eine kleine Belustigung, die aber sicher keine häufige Wiederholung verspricht. Deshalb warte ich auf Picasso.
Heute Nachmittag las ich von den nachvollziehbaren Existenzsorgen vieler Friseurbetriebe, auch von der Befürchtung der zunehmenden Schwarzarbeit oder der Kritik der Friseur-Innung an dem „Selfmade-Trend“, der auch über Corona hinaus die Branche gefährden könne. – Zum Haare schneiden „benötigt man Mut“! Das wird kaum jemand auf Dauer aufbringen wollen, zumal der handwerkliche Fortschritt länger braucht als einem lieb ist.
Notizblog
Ursprünglich hatte ich mir für den Nachmittag eine kurze Fototour nach Hildesheim Moritzberg vorgenommen. Der ständige Schneeregen verhinderte dies jedoch. Ich wollte eine neue JPG-Einstellung an der X100V ausprobieren. Das JPG-Rezept trägt den Namen „B&W Superior“ und stammt von Ritchie Roesch. Besonders geeignet erscheint mir dieses Einstellung für eine helle, lichte, softig-weiche SW-Fotografie. Verblüfft war ich von der Plastizität einiger JPG-Aufnahmen, die ich sonst nur von bestimmten Entwicklungen mit Silver Efex kannte.
Acros (+Y, +R, +G)
Dynamic Range: DR400
Highlight: 0
Shadow: +2
Noise Reduction: -4
Sharpening: -1
Clarity: -4
Grain Effect: Weak, Large
Color Chrome Effect: Strong
Color Chrome Effect Blue: Strong
White Balance: Auto, 0 Red & 0 Blue
ISO: Auto, up to ISO 12800
Exposure Compensation: +1/3 to +2/3 (typically)
Die ersten 3 Bilder dieses Blogbeitrages sind daher Ausschnitte von JPGs mit dieser Einstellung direkt aus der X100V. Alle anderen Aufnahmen entstanden mit der X-Pro3 und dem 80er Macro, was sich noch in der Testphase befindet. Die SW-Konversion erfolgte innerhalb von Capture One mit „Acros plus Ye-Filter“. Bei der Farbserie kam die Kurve „Auto“ und das ICC-Profil „X-Pro3 Generic“ zur Anwendung. Der Weißabgleich wurde wieder mit dem ColorChecker festgelegt. Das tiefe Schwarz der Farbaufnahmen war anfangs nicht beabsichtigt, sondern ist aus der Not entstanden, weil ich dem Staub und den Fusseln auf dem dunklen Fotohintergrund nicht Herr wurde. Ich hatte die gleiche LED-Beleuchtung benutzt wie zuvor und die Dämmerung war schon fast vorbei. Daher gab es kein Umgebungslicht und die Leuchten standen unmittelbar oberhalb der kleinen, flachen Objekte, was dazu führte, dass der nicht tief schwarze Fotohintergrund mit seiner seiden-matten, fast Pearl artigen Oberfläche das Licht viel stärker reflektierte als bei der Fotoserie über die X100V.