Mondschein-Täuschung

Eine vergleichende Beobachtung.

Kürzlich habe ich einen Vergleich der Katalogfunktionen von Lightroom Classic CC (LR) und Capture One Pro 12 (C1) vorgenommen. Dabei sollten beide Programme 70.000 Foto-Dateien (etwa 1 TB), die auf einem NAS gespeichert sind, in einen Katalog zusammenfassen. Lightroom erledigte die Aufgabe recht zügig und ohne Probleme. Capture One brach dabei sowohl über LAN, als auch über WLAN ab, ohne die Aufgabe vollständig erledigt zu haben. Beim späteren Durchsehen alter Aufnahmen in Lightroom kam ich dann auf die Idee, einige gleichartige SW-Entwicklungen von identischen Farbdateien über die Farbregler in beiden Programmen vorzunehmen, was zu verblüffenden Ergebnissen geführt hat. Die Unterschiede werden hier skizziert.

Das einleitende Beitragsfoto, das eine Mondnacht vortäuscht, ist ein starker Ausschnitt aus dieser unbearbeiteten Rohdatei, entwickelt in C1 und Silver Efex:

Es entstand heute als Teil einer kleinen Freihand-Serie bei Mondaufgang am sonnig aufklarenden Nachmittagshimmel mit der X-T2 und dem 50-140 mm / f 2,8. Die Aufnahmen sollten ausschließlich diesem Vergleich in der SW-Entwicklung dienen. Am auffälligsten sind die unterschiedlichen Effekte der beiden blauen Regler (Blau und Cyan bzw. Blau und Aquamarin) zwischen beiden Programmen. Weniger ins Augen dringen die abweichenden Auswirkungen der Gelb- und Rot-Regler. Geradezu verblüffend finde ich die Unterschiede wie C1 und LR mit Strukturen der Schornsteine, den verzweigten Vordergrund-Ästen oder gar mit dem zentralen Mond umgehen.

Links in der Gegenüberstellung sind die SW-Konversion aus C1 und rechts aus LR aufgeführt (gleiche Ausgangsdatei und gleiche Einstellung der Farbregler; ansonsten keine weiteren Modifikationen):

Die Entwicklungseinstellungen der Farbregler sind links für C1 und rechts für LR aufgeführt – jeweils für die obigen Beispiel-Bilder (in gleicher Reihenfolge):

Als Grundlage für die SW-Modifikationen wurden die jeweiligen RAW-Dateien aus der X-T2 herangezogen, die in C1 in Farbe entwickelt und dann als TIF gespeichert wurden, um danach erst mittels C1 oder LR in SW umgewandelt zu werden. Die Wirkungsweise der Magentaregler ist in beiden Konvertern ähnlich.

 

Nachtrag 1:

1.) Der Grund für den Vergleich der Katalogfunktionen liegt darin, dass ich bisher immer noch keinen globalen Katalog für alle meine Fotos angelegt habe. Ich habe bisher noch keinen Weg gefunden, einen Hauptkatalog auf verschiedenen Rechnern (möglichst automatisch) oder zentral im Netzwerk zu synchronisieren. Daher hatte ich bisher für jedes Fotoprojekt einen eigenen kleinen Katalog erzeugt, der in einem Unterverzeichnis der jeweiligen Fotodateien liegt und so gemeinsam mit den zugehörigen Fotos synchronisiert wird (manuell über externes Programm). Somit ist aber keine globale Suche in allen Dateien möglich. Das Anlegen eines Netzwerk-Kataloges auf einem zentralen Server hatte LR bisher immer verweigert, bei C1 habe ich das noch nicht ausprobiert, scheint mir aber nach den bisherigen Ergebnissen auch nicht mehr Erfolg zu versprechen.

2.) Das manuelle Importieren zahlreicher kleiner Einzelkataloge in einen Hauptkatalog funktioniert dagegen bei beiden Programmen problemlos (bei LR deutlich schneller), auch über das Netzwerk – aber immer nur auf jedem Rechner getrennt.

3.) Bei verschiedenen Versuchen der „Schwarzweißmischung“ in LR zeigte sich, dass die Regler für Orange und Lila bei der Mehrzahl der Bilder keinen relevanten Einfluss auf die SW-Konversion haben und somit gegenüber C1 keinen Mehrwert bieten.

4.) Selbst bei vielen Versuchen ist der eigenartige Solarisations-Effekt, wie er in LR gelegentlich auftreten kann, unter C1 niemals erschienen.

 

Nachtrag 2 – Sitzung/Session:

Aufgrund der bisherigen Arbeitsweise mit kleinen LR-Katalogen, jeweils für das aktuelle Fotoprojekt, bin ich dazu über gegangen und habe auf dem Notebook sog. Sitzungen oder Sessions in C1 angelegt. Wenn man sich erst einmal mit den nicht immer selbst erklärenden Verzeichnissen, die C1 dabei anlegt, arrangiert hat und gelernt hat, diese Verzeichnisse nach seinen Bedürfnissen anzupassen, ist das eine schnelle, strukturierte Arbeitsweise, die so manchen manuellen Arbeitsschritt erspart. Die Sessions lassen sich später am zentralen Rechner in einen Hauptkatalog importieren. Der Fotograf Sascha Erni skizziert hier seine Arbeitsschritte für dieses Vorgehen in einem etwas älteren Blogeintrag von 2015. In diesem Webinar-Video von der Phase One Webseite ist ab der 47. Minute  eine abschließende zusammenfassende Gegenüberstellung der Kataloge und Sitzungen in C1 zu sehen.

 

 

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