Lineare Wiedergabe vermeiden.
Der Farbraum, den das menschliche Auge wahrnehmen kann, ist wesentlich umfangreicher als der von Adobe RGB und erst recht von sRGB (hier ein Artikel zu dem Thema auf der Webseite von EIZO). Insbesondere im grünen Farbraum ist das Auge empfindlicher als ein Fotosensor. Ursache hierfür ist wahrscheinlich die Anpassung unseres optischen Sinnes an die Gegebenheiten der Natur mit ihren weit differenzierten Grüntönen der Umwelt. Der Dynamikumfang des menschlichen Auges, der ohnehin größer ist als der eines digitalen Sensors, wird noch einmal mit der Fähigkeit des Gehirns, durch unterschiedliche Pupillenweite quasi HDI-artige Bilder zu erzeugen, ausgedehnt. Sensoren heutiger Digitalkameras speichern Helligkeitsunterschiede im Gegensatz dazu linear und das Farbspektrum in einem deutlich kleineren Farbraum.
RAW-Konverter müssen die lineare Helligkeitsdarstellung und den limitierten Farbraum in ein Bildergebnis umwandeln, dass möglichst der natürlichen optischen Wahrnehmung entspricht.
In der letzten Ausgabe der Zeitschrift Fine Art Printer hat sich Roberto Casavecchia mit seinem Artikel „Digitale Bilder umwandeln, wie sie das menschliche Auge wahrnimmt“ diesem Problem ausführlich gewidmet. Im ersten Schritt wies er daraufhin, dass im RAW-Konverter die Einstellung „lineare Wiedergabe“ vermieden werden sollte. Unter Capture One entspricht die Einstellung „Film – Standard“ mehr unserer visuellen Wahrnehmung. Ähnliches gilt für Lightroom. Casavecchia geht dann allerdings erheblich weiter, in dem die im RAW-Konverter erzeugte 16Bit-Tiff-Datei in Photoshop mit einem speziellen Script weiter verarbeitet wird, um dem endgültigen Bild eine natürliche Plastizität und Farbeigenschaft zu geben.
Auch jedes JPEG-Bild ist praktisch eine Entwicklung mit speziellen Algorithmen aus dem Rohbild des Sensors. Ebenso wie im RAW-Konverter werden dabei Farbe, Helligkeit und Kontrast der Rohdateien angepasst und in den 8-Bit-Modus umgewandelt. Wenn man in der Bearbeitungskette die Entwicklung im 16-Bit-Modus aktiviert und das Ergebnis dann als 16-Bit TIFF-Datei (oder vergleichbares Format) speichert, bleibt gegenüber der JPEG-Datei eine größere Vielfalt an Bildinformationen erhalten. Weitere Verluste erleidet das JPEG-Bild durch Kompression, wobei letztlich zwischen der kleinen Dateigröße (z.B. für das WEB) und ausreichender Informationsfülle (z.B. für den Print oder eine Buchgestaltung) abgewogen werden muss.


Bisher bin ich unter Capture One immer von der Einstellung „Auto“ bei den Kurveneigenschaften unter den Basismerkmalen ausgegangen, um dann von hier aus meine eigenen Ausarbeitungen der RAW-Dateien zu erstellen. In der folgenden kleinen Galerie habe ich Beispiele weiterer Kurven-Varianten in C1 für die gleiche Ausgangsdatei eines Landschaftsfotos eingefügt. Alle erhielten die gleiche Anpassung bei der Belichtung, sowie an den Reglern für Lichter, Tiefen, Klarheit und Struktur.
Die Bildbeispiele in dem o.g. Artikel waren Porträtaufnahmen, anhand derer ich die Aussage von Casavecchia gut nachvollziehen konnte. Mit meinem Beispiel habe ich dagegen eine Landschaftsaufnahme gewählt. Ich denke auch hierbei wird der Unterschied zwischen der linearen Wiedergabe und den anderen Entwicklungsvarianten deutlich.
Innerhalb von Capture One habe ich bisher immer versucht, ausgehend von der Einstellung „Auto“ eine ähnliche Plastizität mittels der Klarheit, der Struktur und einer S-förmigen RGB-Kurve zu erzeugen. Bei den Farbaufnahmen war ich zumeist zufrieden. Ich habe jetzt aber vor, die Vorgabe „Film – Standard“ in den Basismerkmalen von C1 bei meinen zukünftigen RAW-Entwicklungen stärker zu berücksichtigen.






Außer Konkurrenz
Das Beitragsbild und die folgende Bild-Version sind Entwicklungen mit Hilfe zweier Programme aus der NIK-Suite. Das Beitragsfoto entstand mit Silfer Efex Pro 2 und dem Preset „Hohe Struktur (weich)“. Bei dem letzten Foto dieser Reihe wurde HDR Efex Pro 2 mit dem Preset „Surreal Dramatisch“ eingesetzt.

Die 3-Dimensionalität, die mir einige Presets von Silver Efex bei der Schwarz-Weiß-Entwicklung ermöglichen, habe ich mit Capture one alleine bisher immer noch nicht erreicht.
Die auf dieser Webseite gezeigten JPGs sind zur Veranschaulichung etwas größer als üblich, um ein stärkeres Hineinzoomen zum Vergleich der Entwicklungsvarianten zu ermöglichen. Die Bilder öffnen beim Anklicken auch jeweils ein neues Browserfenster, so dass man schneller hin und her springen kann, um sich einen genaueren Eindruck zu verschaffen. Es erfolgte diesmal keine Schärfung für die Ausgabe auf den Bildschirm. Die fehlende Ausgabekompression (JPEG-Qualität 100 %) ist ein weiterer Grund für die Dateigröße und das vergleichsweise langsame Laden vom Server. Üblicherweise reduziere ich die JPEG-Qualität bei der Dateiausgabe auf 69 %, ohne dass auf dem Monitor wesentliche bzw. sichtbare Verluste auftreten.