Sommer im Despetal

Jeder kennt die Aufnahmen der toskanischen Hügellandschaft, die sanften Hügel mit den Silhouetten der in Reihe gepflanzten Zypressen, am besten noch fotografiert in der tief stehenden Abendsonne, die lange Schlagschatten wirft. Es gibt wenige Menschen, die sich hiervon nicht verzaubern lassen, zumal möglicherweise Urlaubserinnerungen und die Sehnsucht nach dem warmen, sonnigen Klima mitschwingen.

In diesem Jahr können wir auch hier in Norddeutschland durchaus mit einem warmen und sonnigen Klima mithalten. Eigentlich hatte ich mir vor wenigen Wochen vorgenommen, die Gegend um Diekholzen herum mit ihren weichen Rundungen und in ihren verschiedenen Grüntönen der Getreidefelder mit einer Mittelformatkamera auf dem Portra-Negativfilm von Kodak festzuhalten. Bei der viel zu schnellen und kurzen Abfolge der Vegetation in diesem Frühjahr, das bereits ein Sommer war, habe ich mich dann doch erschrocken, als ich in den letzten Tagen bemerkt hatte, wie weit das Getreide auf den Feldern bereits gereift ist und somit keine Nuancen in Grün, sondern bereits Gegensätze in Grün und Gelb zu fotografieren sind.

Auch findet man im Raum südwestlich von Hildesheim durchaus eine sanfte Hügellandschaft, die ebenfalls von alleenhaften Baumreihen gegliedert wird. Ich habe ich mich daher gestern entschieden, mit meinem eher selten eingesetzten Fujinon-Objektiv, dem Fujinon XF 50-140 mm / f 2,8 R LM OIS WR den Strukturen dieser landwirtschaftlich geprägten Hügellandschaft in etwas verdichteter Perspektive nachzugehen. Zu dem Fujinon Tele-Zoom hatte ich vor einem Jahr durchweg positive Berichte gefunden, u.a. von Imaging Resource. Selbst der kritische Alles-Tester Ken Rockwell gibt dem Zoomobjektiv seinen überschwänglichen Segen.

 

 

Das Despetal liegt natürlich nicht in der Toskana, sondern ist eine kleine geographische Region in Niedersachsen, südlich von Hannover. Im Süd-Westen wird die breite Talsenke begrenzt vom Leinebergland mit den Sieben Bergen (… wo ist Schneewittchen? …), den Vorbergen und dem Sackwald. Nach Nord-Osten hin erhebt sich der Höhenzug Hildesheimer Wald, der von Diekholzen aus auf der kurvenreichen Straße über den Roten Berg in Richtung Sibbesse überquert wird. Despetal war zudem eine Gemeinde aus drei Ortschaften, die 2016 in die Stadt Gronau eingemeindet wurden.

 

 

Nach den ersten erfreulichen Bildergebnissen war ich dennoch drauf und dran, das Objektiv wieder zurückzugeben, zumindest aber umzutauschen. So sehr hatte mich das leise Surren gestört, das von dem optischen Bildstabilisator verursacht wird. Die Mitarbeiter von Foto Ehrhardt in Hildesheim kamen mir soweit entgegen, dass sie mir ein weiteres Exemplar zur Kontrolle aus ihrer Zentrale bestellten. Auch bei diesem Objektiv war das Surren zu vernehmen. Zugegebenermaßen ist das Nebengeräusch nur in leiser Umgebung zu hören. Beim Außeneinsatz ist es zumeist nicht wahrzunehmen. Recherchen im Internet und beim Fuji-Support erbrachten, dass es sich nicht um einen Fehler handelt, sondern tatsächlich dem optischen Bildstabilisator zuzuordnen ist. Bei meinem Canon 80-200 / f 2,8 L IS war mir ein solches Phänomen nicht zu Ohren gekommen. Da ich aber gerade im direkten Vergleich mit dem (alten) Canon-Vorgänger von den optischen Leistungen sehr angetan war, habe ich dann mein Exemplar behalten.

Landschaftsfotografie ist RAW-Fotografie. Getreu diesem Motto habe ich bei der Web-Vorbereitung auf die RAW-Dateien zugegriffen, sie zunächst in üblicher Weise in Lightroom entwickelt und dann nach Gusto als Farb- oder SW-Bild weiter verarbeitet; bei den Farbaufnahmen ausschließlich in Lightroom und bei den SW-Bildern in Silver Efex Pro. Extreme in der Struktur und den Kontrasten der SW-Fotos wurden nicht gescheut. Auch in der Farbgebung wurden die Vorgaben der Raw-Dateien von Fuji bzw. die Farbvorgaben von Adobe verlassen (Farbtemperatur und -tonung deutlich angehoben). Im nachhinein bin ich mir aber nicht sicher, ob die Grenzen der RAW-Schärfung (Betrag 48 – Radius 1,0 – Detail 70) bereits überschritten sind und einige Schärfe-Artefakte an den Gräsern vorliegen.

Hinsichtlich der Firmware Vers. 4.0 für die X-T2 war mir aufgefallen, dass Fuji leider einen Rückschritt gemacht hat und die Positionierung des Fokus-Fensters mit dem Joystick wieder sehr viel unruhiger und damit ungenauer wurde. Andere beschriebene Kritikpunkte an der Firmware konnte ich meinerseits nicht festgestellen (weil ich sie garnicht erst ausprobiert habe). Abends wurde daher gleich die mittlerweile erschienene Version 4.1 installiert – mit der mein Kritikpunkt bezüglich der ungenauen Fokuspositionierung erfreulicherweise wieder behoben wurde! Da das Tele-Zoom ohnehin bereits einen sehr schnellen Autofokus besitzt, konnte ich keine spürbare Beschleunigung in der Fokusgeschwindigkeit mit der 4er Firmware feststellen.

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.