Feld mit Mohn und Kornblumen

Exposure X4 – Farbpresets.

Rot und Blau waren die von weitem leuchtenden Farben in dem verblühten Rapsfeld. Die Mohn- und Kornblumen verleiteten dann auch zu einer Rast und zum Blumenpflücken auf der Rückfahrt einer Cabriotour in den Ostharz. Kurz nach dem Regenstein Richtung Westen lag rechter Hand das Blumenfeld. Der Wechsel von hellem Sonnenlicht und aufkommenden Regenwolken mit dem dazugehörigen Wind schaffte eine Situation, in der es schwer war, die leuchtende Pracht des roten Mohns und der blauen Kornblumen einzufangen. Der Ausschuss an misslungenen Aufnahmen war hoch. Der automatische Weißabgleich lag teils daneben und die Verschlusszeiten an der Canon 5D MarkII und dem Telezoom waren nicht immer kurz genug, um Bewegungsunschärfen zu vermeiden.

Es handelt sich hierbei wieder um alte Aufnahmen, von denen ich bei einigen vor Jahren schon einmal versucht hatte, sie mit Hilfe von Lightroom für den Druck aufzubereiten, was damals aber noch an den Grenzen von Lightroom und an meiner fehlenden Übung in Teilen gescheitert war. Die aktuelle Version von Lightroom ließe die damaligen Schwierigkeiten sicherlich ohne weiteres bewältigen. Mich interessierte hingegen, wie sich Exposure X4 bei diesen komplexen Verhältnissen schlägt und ob das eine oder andere Farb-Preset möglicherweise einen bildlichen Zugewinn bieten könnte.

Das Beitragsbild ist eine individuelle Konversion in SW, die nach der üblichen Entwicklung mit einer selektiven Anhebung der Schärfe (um die zarten Haarstrukturen an den Blumenstängel im Gegenlicht zu betonen) sowie mit einer hellen Vignette versehen wurde und dann eine leichte Split-Tonung der Lichter und Schatten erhielt, die den luftigen Charakter des Bildmotives unterstreichen soll. Bei der Split-Tonung wurde allerdings auf den üblichen Braunton für die Tiefen verzichtet, dafür ein neutraler Grauton belassen und lediglich in den Lichtern ein helles Blau eingesetzt. In der Entwicklungshistorie dieses Bildes lässt sich gut nachverfolgen, welche Presets ausprobiert wurden. Letztlich habe ich mich bei der Farb- und SW-Version dieser Aufnahme für das natürliche Bokeh des Zoomobjektives entschieden, das bei der Nahdistanz (trotz der Blende von immerhin 5,6) bereits sehr ausgeprägt ist.

In den gezeigten Bildern kommen aus der Vielzahl der Farb-Presets nur 2 Varianten zum Einsatz. Das sind Variationen von „Bokeh“ und von „Color Focus“. Für beides gibt es im rechten Entwicklungspanel eigene Regler, mit denen man die Stärke dieser Verfremdungen beeinflussen kann. Ich habe es zunächst bei den Voreinstellungen belassen. Die Schwindel erregenden Bokeh-Varianten („swirly“) gefallen mir weniger. Dagegen kann ich bei einzelnen Motiven dem Softfokus durchaus etwas abgewinnen, um dadurch die Farbigkeit zu abstrahieren bzw. zu betonen.

Weder mit Lightroom, noch mit Exposure habe ich es geschafft, den irritierten Weißabgleich durch den Wolken bedeckten Himmel einerseits und das direkte Sonnenlicht andererseits harmonisch auszugleichen. Unter Exposure gelang das heute aber besser. Die neue Lightroom-Version ist dabei mittlerweile ebenfalls effektiver als der Vorgänger. Die HSL-Regler (Hue, Saturation und Luminance) sind bei solchen Motiven besonders gefragt. Die Bildergebnisse der RAW-Dateien stimmen nämlich nicht mit der Erinnerung überein, weil das Rot des Mohns zu sehr in Gelb-Orange abgedriftet ist und das Blau der Kornblumen zu sehr in Richtung Violett. Der Regler für den Farbton („Hue“) lässt dieses Problem schnell korrigieren – mit der Sättigung und Luminanz kann dagegen leicht übertrieben werden. Ein Vorteil von Lightroom ist die Möglichkeit, im HSL-Modus die betreffenden Farbe direkt im Bild mit dem Mauszeiger auszuwählen und zu regeln, ohne auf den betreffenden Regler im rechten Panel zugreifen zu müssen. Nach meinen ersten Versuchen bieten Lightroom und Exposure (beide in den neuen Versionen) eine gleiche Qualität. Dagegen scheint mir die Bedienung der einzelnen Regler im Entwicklungspanel bei Lightroom harmonischer, flüssiger und weniger „ruckelig“ zu sein als bei Exposure, das diesbezüglich mehr Behutsamkeit einfordert.

 

Canon-RAW versus Fuji-RAW

Die Entwicklungsarbeit an früheren Aufnahmen fordert einen Vergleich der RAW-Dateien von der älteren Canon mit denjenigen der jüngeren Fujifilm geradezu heraus. Mit Exposure X4 sehe ich keine Unterschiede (zwischen Canon und Fujifilm) in der Leichtigkeit und der Effektivität, die RAW-Dateien angemessen zu schärfen. Dagegen spüre ich im neuen Lightroom immer wieder/noch den Drang, die Schärfe der Fuji-RAW-Dateien zu „optimieren“ – ohne genau zu wissen woran das liegt. Unter Exposure X4 war ich bisher erstaunlicherweise schnell mit den Schärfeergebnissen zufrieden, so dass ich in dieser Software die Regler für die „Knackigkeit“ oder den „Biss“ weniger stark benutze.

Wenn bei den Aufnahmen der Canon 5DII ausgeglichene Lichtverhältnisse ohne starke Kontraste gegeben sind, wirken die Ergebnisse ebenfalls fein und harmonisch. Gerade bei den starken Kontrasten dieser Mohn-Aufnahmen ist mir jedoch bewusst geworden, dass zwischen den beiden Kameras mindestens eine Entwicklungsgeneration liegt, so dass die Canon gegenüber dem neueren Fuji-Sensor ganz eindeutig das Nachsehen hat, wenn es um die Rettung ausgefressener Lichter oder abgesoffener Tiefen bzw. Schatten geht. Unter diesem Apekt unterscheiden sich Lightroom und Exposure nicht; die Regler für Lichter und Tiefen führen bei den alten Canon-Dateien schneller zu fahlen, ausgewaschenen Ergebnissen.

 

 

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