Darßer Weststrand im Februar

Exposure X4 – Nikon-RAW.

Natürlich interessierte es mich, wie sich Exposure X4 bei der RAW-Entwicklung von alten Dateien aus der Nikon D200, die mir seiner Zeit mit der alten Lightroom-Version so viel Kopfzerbrechen bereitet hatten, schlägt.

Die Aufnahmen stammen vom 22.02.2007. Es war ein trüber, frostig-nasser Wintertag mit dichten, tief hängenden Wolken, die teils als Boden-Nebel am Strand langzogen. Nur vereinzelt waren am Weststrand vom Darß an diesem Tag Menschen anzutreffen. An der Nikon D200 hatte ich bei wenigen Aufnahmen das Nikkor AF 70-300 mm / 4-5 G eingesetzt. Die meiste Zeit war aber mein damals favorisiertes Weitwinkel-Zoom Tokina AF 12-24 mm / f4 AT-X Pro DX im Einsatz. Für beide Objektive waren in Exposure X4 Objektivkorrekturen hinterlegt. Im Gegensatz zu den Canon- und Fuji-Objektiven, die bisher alle von Exposure automatisch erkannt wurden, musste ich diese beiden aus einem hinterlegten Auswahlmenü anwählen. Obwohl ich bewusst bisher auf die Lektüre eines Software-Handbuches verzichtet habe, ließen sich diese Parameter rasch intuitiv herausfinden.

Bei dem ersten Öffnen der Nikon-RAW-Dateien war ich bereits zufrieden mit den Standardergebnissen, was die grundsätzliche Farbgebung und die Schärfe anbelangte. Ich habe es dann bei dieser Farbabstimmung durch Nikons automatischen Weißabgleich belassen, weil ich sie aus heutiger Sicht für zutreffend halte und weil alle meine damaligen Versuche einer manuellen Farbabstimmung in eine falsche Richtung mit enttäuschenden Bildergebnissen geführt hatten. Bemerkenswerter Weise hatte ich jetzt den Eindruck, dass die Bearbeitung der Lichter und Tiefen eine ähnliche Begrenzung hatten wie die Canon-RAW-Dateien (ganz im Gegensatz zu denjenigen vom moderneren Fuji-Sensor). Offensichtlich war der Nikon-Sensor in dieser Beziehung nicht so viel schlechter wie ich früher angenommen hatte.

Die düster, trübe Stimmung wollte ich beibehalten, dennoch aber das flaue Soßig-Graue beseitigen, was auch unerwartet schnell vonstatten ging. Überraschend fix ging es dann mit der abschließenden Schärfung weiter. In dem Farb-Preset „Color Focus“ fand ich verschiedene Modi, die sich nur durch den Schärfegrad z.B. „Sharpen – Low Radius 50“ unterschieden. Es gibt noch weitere Varianten, aber ich habe je nach Motiv zwischen den beiden Möglichkeiten mit Schärfegrad 25 oder 50 und gegenläufiger Detailabstufung 50 oder 25 gewählt. In der maximalen Vergrößerung ließen sich gut die Auswirkungen beurteilen. Etwas verblüffend war dabei der Effekt, dass bei kontrastreichen, fein strukturierten Motiven die Variante mit Amount = 25 und Detail = 50 Halo-Effekte erzeugte, obwohl in der Übersicht diese Variante die scheinbar „schärfere“ war, wohingegen bei Amount = 50 und Detail = 25 dieser Effekt nicht auftrat und die Schärfepräzision in der Vergrößerung eindeutig höher ausfiel. Schnell gewöhnt habe ich mich in Exposure daran, dass ich gleichzeitig an vorher ausgewählten Bildern Entwicklungsschritte vornehmen kann. Bei Lightroom habe ich bisher ein Aufnahme entwickelt und diese dann später mit anderen synchronisiert.

Im Vergleich mit den alten Tiff-Dateien finde ich die damaligen Bilder „matschig“ und es fehlt ihnen eindeutig an Plastizität bzw. Räumlichkeit. Ich nehme an, dass das neue Lightroom Classic CC in dieser Beziehung bei den RAW-Dateien aus der D200 nicht schlechter ist als Exposure. Dagegen verstärkt sich der Eindruck, dass mir die Bearbeitung in Exposure X4 schneller von der Hand geht, ohne dass ich aber dafür eine endgültige, stichhaltige Erklärung habe.

Das Beitragsfoto ist eine SW-Konversion mit der Filmsimulation Kodalith, von der ich erstmals bei Kevin Mullins in einem Video und in einem Beitrag für die KAGE gehört bzw. gelesen hatte. Ich finde, diese tiefenlastige und kontrastreiche SW-Darstellung unterstreicht ganz gut die triste, verhangene und einsame Stimmung am Darßer Weststrand im eisigen Februar 2007.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.