Licht und Raum

Bauhaus im Harzlook.

„Symmetrie und Achse bestimmten das neue Architekturkonzept. Die an den Hang des Rammelsbergs gebaute Erzaufbereitungsanlage wurde entsprechend ihrer Bedeutung für das Betriebsergebnis in den Mittelpunkt der Gesamtanlage gerückt.“ Dieses Zitat aus einem seiner Artikel hatte Dr. Johannes Großewinkelmann, Kurator des Museums Rammelsberg, auch an den Beginn des geführten Fotowalks durch die Tagesanlagen des Erzbergwerkes Rammelsberg gestellt. Auf dem Lageplan des Museums kann man diese Symmetrie in der Übersicht gut nachvollziehen. Inhalte eines weiteren lesenswerten Artikels hatte er in seine Ausführungen über die Entstehung der jetzigen Außenanlagen am Bergwerk und dessen Architekten Schupp und Kremmer einfließen lassen. Die optisch dominierende, geschlossen wirkende Holzverschalung und das Bruchsteinmauerwerk sind lediglich eine Fassade, hinter der sich größtenteils eine ausgemauerte moderne Stahlfachwerk-Konstruktion verbirgt. Der Architekt Schupp erinnerte später in der Goslarschen Zeitung: „Ganz anders war es beim Rammelsberg, der fast noch in das Stadtbild von Goslar hineinreicht und in einer Berglandschaft liegt. Wir haben die Verantwortung, in solcher Landschaft ein Industriewerk zu bauen, sehr ernst genommen.“ Großewinkelmann ergänzte während des Rundganges, dass die beiden Architekten in den 30er Jahren mit dem Anpassen ihrer Architektur an die umgebende Landschaft somit „auf Linie mit führenden nationalsozialistischen Kulturpolitikern“ lagen. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine moderne, funktionale Industriearchitektur geschaffen wurde, um die zu der damaligen Zeit modernsten Erzaufbearbeitunganlagen unter zu bringen.

Das Wetter bot bei diesem Fotowalk einen Wechsel zwischen trüben, tief hängenden Wolken, kurzen Regenschauern, aufgelockert von aufgerissenem Himmel mit dem hellem Schein der bereits tief stehenden Sonne. Die hierdurch hervorgerufenen Licht- und Schatteneffekte im Inneren des Baukörpers waren etwas, was mich früh beeindruckt hatte.

Mir waren diese Effekte erstmals im Erdgeschoss der Außenanlagen mit ihren beiden übereinanderliegenden Fensterreihen aufgefallen. Die kleineren oberen Fenster waren verhangen, die großen unteren Fenster ließen das gleißende Licht ins Innere, führte zu markanten Reflexen und Schattengebungen auf dem Fußboden und gab dem Raum eine neue Struktur. Glücklicherweise konnten wir diese bemerkenswerte Licht-Raum-Beziehung immer wieder in allen Etagen des Industriegebäudes beobachten.

Das letzte Foto zeigt Dr. Großewinkelmann, gekleidet in eine Hauerjacke, an der Fensterfront der leer geräumten Halle der früheren chemischen Aufbereitung. Wir hatten den Vorzug, nur eine kleine Fotogruppe zu sein, die sich in der weitläufigen Anlage verteilte und dass uns eine gut dosierte Mischung von Hintergrundinformationen mit ausreichender Zeit für eigene Fotoerkundungen gegeben wurde.

 


 

Notiz-Blog

Mit dabei waren an der X-Pro2 das 35er/f1,4  und an der X-T2 das 16mm/f1,4. Intuitiv habe ich zwischen diesen beiden Festbrennweiten gewechselt. Mit den ersten Licht-Schatten-Effekten im Inneren der Anlage war früh klar, dass ich diesem Aspekt einen eigenen Blogeintrag widmen wollte. Auch waren keine Versuche notwendig, um zu wissen, dass nach der C1-Entwicklung das Preset „Hohe Struktur (weich)“ in Silver Efex Pro die ideale Grundlage für die weitere SW-Ausarbeitung war. Alleinig die Frage der Details und der Helligkeit bzw. Dunkelheit in den Schatten erforderte einige Experimente, um herauszufinden, welches Maß an Durchzeichnung der Tiefen mir am besten gefällt. Wobei ich den Begriff der Tiefen hier in seiner mehrfachen Bedeutung bewusst einsetze: die Tiefe des Raumes im Sinne von Weite und die Tiefen des Bildes im Sinne von Helligkeit der Schatten, aber auch dem Einfangen der dreidimensionalen Räumlichkeit in einem zweidimensionalen Bild- alles eine Frage des Lichts.

 

 

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