Nach oben gewachsen

Jupiter und der Himmel.

Was macht alte Linsen so besonders? Wenn man die Bildbeispiele dieses und des vorhergehenden Blogeintrages betrachtet, könnte man sagen: wie man sieht, sieht man (fast) nichts – alles banale Motive vom Wegesrand.

Sowohl bei den Versuchen mit dem Helios, als auch mit dem Jupiter ist mir aufgefallen, dass beide Objektive offensichtlich eine leichte Alterskurzsichtigkeit aufweisen. Praktisch alle Versuche mit der Unendlich-Einstellung erbrachten eine reproduzierbare Unschärfe in den Aufnahmen (siehe auch das letzte Foto von der Weide im Fischteich). In der Nachbearbeitung sind diese Bilder „eigentlich“/praktisch nicht zu retten. Bei der Einstellung auf den nahen oder mittleren Entfernungsbereich ist die optische Leistung für das Alter beachtlich, aber bei weitem nicht auf dem Niveau der mehrfach vergüteten Objektive von heute.

Den besonderen Flair entwickeln die alten Linsen offensichtlich nur bei ausgewählten Motiven und unter bestimmten Lichtsituationen, dann nicht selten mit maximal geöffneter Blende. Manche der alten Objektive können ein zauberhaft weiches Bokeh entwickeln, andere dagegen ein eher unruhiges (swirly) Bokeh. Wesentlich werden diese Effekte durch das Aufnahmeformat bedingt, wobei die X-T2 mit ihrem APSC-Format mehr im zentralen Bereich der alten, für das Kleinbildformat gerechneten Objektive liegt. Die Randunschärfen, die diese Objektive aufweisen, werden so vom Sensor nicht erfasst, während sie bei dem größeren Kleinbildformat mit einbezogen werden. Neben den bereits früher genannten Links können die Aufnahmen von Birgit Franik auf seh-n-sucht.de überzeugen; u.a. auch das Helios 44-2 an ihrer Canon Vollformatkamera. Martin Wolfert hat Waldpilze mit seinem Helios-44-2 an der X-T2 auf lichttraeumer.de in bemerkenswerter Weise festgehalten. Besonders „abgefahren“ sind Ergebnisse nach Umdrehen der hinteren Helios-Linse, wie hier von Birgit Franik demonstriert. Für Interessierte bietet der zugehörige Kommentarbereich weitere Aspekte zu den Vintage-Linsen an KB- und APSC-Format.

Andere Beispiele, bei denen Schwächen der alten Objektive einen gewissen Reiz ausmachen können, hatte ich anhand dreier Gegelichtaufnahmen demonstriert (1, 2, 3), wobei die Reflexe und Überstrahlungen, die man teils erst im Zoom vollständig erkennen kann, gut reproduzierbar sind.

Die unten gezeigten offenblendigen Nahaufnahmen mit dem Jupiter 9 (85mm/f2) vom Teichrand im Herbst weisen eine recht homogene, weiche Unschärfezone auf. Das Objektiv erzeugt am Crop-Sensor der X-T2 keine Vignettierung. Die Vignetten sind alle mit C1 entstanden.

 

 


Notiz-Blog

Die Farbfotos sind ausschließlich in C1 mit teils recht ausgefeilter selektiver Farbbearbeitung entstanden. Die Farben wurden bewußt überhöht, um den Gegensatz zu den düsteren SW-Fotos zu steigern. Nur bei den flauen offenblendigen Aufnahmen habe ich den Schärferegler etwas stärker angehoben.. Die Klarheit wurde zurückhaltend eingesetzt, weil sie schnell das Bokeh unruhig macht. Plastizität und Kontrast sind Folgen der starken Eingriffe in die Tonwertkurve sowie einer milden Kontrastanhebung mittels der Lumakurve.

Die düsteren SW-Bilder entsprechen teils schon meiner momentanen Sicht auf manche Dinge und sind handwerkliches Produkt einer erheblichen Kontrast- und Strukturanhebung innerhalb von Silver Efex Pro, nachdem zuvor bereits die SW-Konversion innerhalb von C1 mit Hilfe der Farbregler stattfand.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.