EVI Lichtungen 2020

Resümee.

In den ersten Gesprächen mit anderen Besuchern der diesjährigen Lichtungen in Hildesheim kam zunächst immer wieder ein Anflug von Enttäuschung zum Ausdruck, insbesondere im Vergleich mit den Lichtungen von 2018.

Die Hildesheimer Allgemeine Zeitung (HAZ) hat den Lichtungen 2020 drei längere und ansprechend bebilderte Artikel gewidmet. Die Überschriften, bei denen die HAZ nicht immer ein gutes Händchen hat, fand ich diesmal angemessen. Am 24.01. lautete der Titel „Den Lettner zum Zittern bringen“. Im Untertitel schrieb sie dann: „EVI Lichtungen, die dritte: Vielleicht ein bisschen weniger Wums und Wow – dafür mehr Interaktion, Sound, Bewegung, Magie und Poesie“. Selbst wenn ich „Wums und Wow“ sprachlich nicht besonders gelungen finde, so werden einige Besucherkommentare damit treffend wieder gegeben. Auch waren diesmal tatsächlich Aktionen, wie lautes Rufen und Bewegungen der Besucher gefragt, um einige Lichtungen zum Leben zu erwecken bzw. Licht- und Geräuscheffekte auszulösen. Was Magie und Poesie anbelangt, so traf dies nach meiner Einschätzung mehr für die Lichtungen 2018 zu. Diese hatten z.B. in der Moschee, in St. Mauritius, am Berghölzchen oder aber in St. Michaelis und der Heilig-Kreuz-Kirche mehr von Magie und Poesie als in diesem Jahr.

Auf keinen Fall werde ich wieder vergessen, was ein Lettner ist. Die multidimensionale Installation am und um den Lettner herum (drinnen und draußen vom Dommuseum) hat mich wirklich beeindruckt. Die HAZ schreibt dazu treffend „großartig und witzig“ mit „einer Menge Spieltrieb und digitaler Perfektion“.

Wer nicht wirklich das lange irritierende Echo der Andreaskirche bei einer kammermusikalischen Veranstaltung in der hintersten Ecke des Hauptschiffes erlebt hat, der weiß eigentlich nichts von dem dortigen Echo. Von daher fand ich den Titel der 5-minütigen Licht- und Klanginstallation nicht ganz zutreffend. Ein gewaltiger Klang-Raum ist diese Kirche zweifellos und sie wurde hier mit großer (ich hörte sogar „bedrohlicher“) Licht- und Klangkomposition gefüllt.

Auch die große, immer wieder neu geschaffene Seifenblase im Untergeschoss des Roemer-Museums war eine verspielte, farbig oszillierende Allegorie von Mehrdimensionalität. Die Dimension der Zeit war dagegen bei der Faden-Raum-Installation mit UV-Licht im „Turmzimmer“ von St. Andreas weniger präsent. Allein die komplexe, begehbare räumliche Struktur mit leuchtender Farbigkeit der installierten Fäden in dem tiefschwarzen Raum und den von außen erleuchteten großen Kirchenfenstern war die Mühe des Aufstieges über die enge, steile Wendeltreppe wert. Erst später habe ich auf einem Foto der HAZ gesehen, wie groß der Raum oder die Halle wirklich ist.

Am vergangenen Montag schrieb ein anderer Autor in der HAZ „Lichtungen: weniger Besucher, Veranstalter trotzdem zufrieden – Nachgezeichneter Lettner und illuminiertes Kirchturmzimmer sind der Renner“. Schwere Kost war dagegen die Installation in der Michaelis-Kirche mit Videos von Meereswellen in einem langen Aufbau aus Cortenstahl und Holz, die wahrscheinlich von allen Lichtungen am meisten auf Unverständnis stieß.

Der Titel des HAZ-Artikels vom 30.01. lautete: „Eine Gratwanderung – Event oder Kunst?“ Laut einem Artikelzitat daraus war es die Absicht der Kuratoren, „nicht gefällig und beliebig“ zu werden und „Kunst auf die Straße zu holen“. Ich finde, dass dies auch in diesem Jahr wieder gelungen war. Selbst wenn ich einige der Lichtungen eher als „Kleinkunst“ eingestuft habe und die großen Inszenierungen dieses Jahr in der Minderheit waren, so bleibt bei mir die Erinnerung an ein unterhaltsames Kunstereignis in Hildesheim; somit für mich als Antwort auf die Frage in der Überschrift: Kunst und Event.

 

 


Notiz-Blog

In Zeiten von Google, Clearview und DSGVO ist es schwierig, mit Abbildungen von Besuchern einer solchen frei zugänglichen Großveranstaltung, bei der es sich um öffentliche Lichtkunst handelt, umzugehen. Gerade die diesjährigen interaktiven Installationen leben von und mit den Besuchern. Diese bei einer fotografischen Übersicht der Lichtungen außen vor zu lassen, kommt einer reduzierten, reinen Objektfotografie gleich und wird dem Ganzen nicht gerecht. Ich habe lange mit mir gerungen, mich aber letztlich doch entschieden, nicht generell auf Besucherabbildungen zu verzichten. Sollte sich dennoch jemand durch eine erkennbaren Abbildung in seinen Rechten gestört fühlen, so bin ich selbstverständlich bereit, die Bilder von der Webseite zu nehmen und auf dem Server zu löschen.

So sehr mir die Filmsimulation „Classic Negative“ für einen Reportage-Stil gefallen hat, so wenig ist sie geeignet für eine Darstellung, die mehr auf eine präzise Farbgebung angewiesen ist. Da ich bereits von den EVI Lichtungen 2018 eine fotografische Zusammenfassung mit Bildern im Format 16:9 erstellt hatte, wollte ich dieses 2020 fortsetzen und demnächst in ein kleines Buchprojekt einfließen lassen. Dabei habe ich verschiedene Varianten der Farbgebung in Capture One ausprobiert und mich letztlich für „Film-Standard“ entschieden. In der obigen Zusammenstellung tauchen daher einige der Aufnahmen auf, die ich bereits an den einzelnen Lichtungs-Tagen gezeigt hatte, diesmal aber in einem anderen Bildformat und einer geänderten Farbvariante. So besteht die Möglichkeit, an diesen Fotos die Eigenarten der Bildgebung von Classic Negative nachzuvollziehen. Als SW-Variante habe ich hier durchweg die Filmsimulation „Acros“ innerhalb von Capture One gewählt; zumeist in der Variante mit Rotfilter.

Letztlich ist es egal, mit welcher Kamera die Aufnahmen entstanden sind. Für mich wichtiger ist die Qualität der benutzten Objektive, nämlich das Fujinon XF 35 mm / f 1,4 und insbesondere mein Favorit für diese Zwecke, das XF 16 mm / f 1,4. Beide Objektive kann man ohne große Einschränkungen mit weit geöffneter Blende einsetzen, entweder als Stilmittel oder um bei den vorhandenen Lichtverhältnissen die ISO-Zahl und damit das Rauschen zu senken.

 

 

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