Die Farben des Lichts

Metamerie.

Wenn zwei Personen ein Bild betrachten, sehen sie nicht unbedingt die gleichen Farben. Einmal abgesehen davon, dass Netzhaut und Gehirn bei identischem Licht unterschiedliche Farbeindrücke von dem Objekt bei den Betrachtern hinterlassen können, gibt es weitere Stellgrößen, die den Farbeindruck beeinflussen.

Die Beleuchtungsmetamerie ist von den vielen Varianten der Metamerie diejenige, die im Alltag die größte Bedeutung hat und die praktisch auch jeder kennt. So mancher hat erfahren, dass der Bezugsstoff vom Sofa im Möbelgeschäft durchaus einen anderen Farbcharakter haben kann als zu hause vor dem großen Wohnzimmerfenster oder aber, dass der Maler feststellt, dass seine Farbmischung des Tapetenanstriches vom Vorabend unter der Halogenbeleuchtung dem Kunden am nächsten Tage mit dem hellen Sonnenlicht überhaupt nicht gefällt oder dass der Autolackierer meint, im Neonlicht der Werkstatt den richtigen Farbton bei der Reparaturlackierung getroffen zu haben und bei Tageslicht sieht man dann doch einen Farbunterschied der neu lackierten Stelle am Auto.

Die Erscheinung, dass Gegenstände (Papiere, Fotodrucke) bei der Betrachtung mit einer bestimmten Beleuchtung gleich und unter einer anderen Beleuchtung verschieden aussehen, bezeichnet man als (Beleuchtungs-) Metamerie.

Das Smartphone ist sicherlich kein Farbspektrometer. Einfache Schnappschüsse hiermit machen aber das Problem sichtbar, wenn ein identisches Bild unter verschiedenen Beleuchtungsvarianten fotografiert wird. Je nach Umgebungslicht wirkt selbst ein SW-Foto unterschiedlich. Erst recht ist ein Farbdruck unter bestimmten Lichtverhältnissen nicht zu beurteilen. Um hier einen Standard zu schaffen, hat man sich auf ein Normlicht geeinigt, für Druckerzeugnisse zumeist das D50 und für Industrie-Erzeugnisse auf D65. Natürlich gibt es dafür auch ISO-Normen, für die erste Variante die ISO 3664 und für die zweite die ISO 3668. Die unterschiedlichen Farben des Lichts ergeben die Farbtemperatur, die in K wie Kelvin angegeben wird, wobei D50 für 5000 K steht und D65 für 6500 K.

Seitdem ich mit dem EPSON Stylus Pro 3880 meine Bilder auch auf Papier bringe, beschäftigt mich das Problem der Metamerie. Das umso mehr, da ich die Mehrzahl meiner Drucke im Winterhalbjahr bei Raumbeleuchtung anfertige. Bisher habe ich die Kosten gescheut für eine großflächige D50-Beleuchtung zur konstanten Begutachtung meiner Prints. Umso mehr war ich erstaunt, als ich in einer der letzten Ausgaben der FineArtprinter las, dass ein Fotograf und Fotojournalist seinen Printraum mit großflächigen Tageslicht-Deckenleuchten (aus dem Baumarkt) und einer Farbtemperatur von 6500 K ausgerüstet hat. Zur Print-Begutachtung kannte ich bisher die Empfehlung für D50, also 5000 K. Als Übersicht hierzu verlinke ich eine Tabelle der verschiedenen Farbtemperaturen von leuchtmittelmakt.com. Bei mir im Arbeitszimmer, in dem auch der Fotodrucker installiert ist, gibt es folgende Beleuchtungen: eine Halogenleuchte am Schreibtisch mit 3000 K, 2 LED-Deckenleuchten mit 4000 K und eine LED-Leuchte über dem Drucker mit 6500 K. Je nach Sonnenstand und Wolkendichte bieten die großen Fenster ein Tageslicht mit einem Spektrum von etwa 5000 K bis 6500 K. Eine Glühlampen-Aufnahme bei 2700 K habe ich der Vollständigkeit halber ergänzt. Das Licht unter dem mehr nach Norden gerichteten Dachflächenfenster (im Beitragsfoto) hat zur Mittagszeit eine Farbtemperatur von etwa 5400 K.

Die kleine Fotoserie ist messtechnisch natürlich keine korrekte Gegenüberstellung – nicht nur wegen des Aufnahmegerätes, sondern weil das SW-Foto unter verschiedenen Betrachtungswinkeln aufgenommen wurde (um Reflexionen an der Oberfläche zu vermeiden). Diese beiden Stellgrößen bezeichnet man übrigens als Gerätemetamerie und Geometriemetamerie. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass selbst die Reflexionen des Hintergrundes und der unmittelbaren Umgebung den Farbcharakter beeinflussen.

Wegen dieser Beurteilungsschwierigkeiten eines Prints unter meinen verschiedenen Beleuchtungsarten bin ich dazu übergangen, immer erst einen Testdruck von Farbaufnahmen auf kleinem Papierformat anzufertigen, um den getrockneten Druck anschließend unter den verschiedenen Lampen zu betrachten. Vor großformatigen Drucken warte ich nicht selten (aus Kostengründen) bis zum nächsten Tag, um ein oder zwei kleinere  Vordrucke aus der betreffenden Serie bei echtem Tageslicht zu betrachten. Für „reine“ SW-Aufnahmen, die ich im Neutralmodus des EPSON-Druckertreibers anfertige, betreibe ich diesen Aufwand nicht mehr, weil ich mich dabei mittlerweile auf die hervorragende Konstanz des Druckers verlasse. Bei (seltenen) SW-Tonungen gehe ich analog zu den Farbprints vor.

Nach Wikipdia wären also zwei gedruckte Bilder mit unterschiedlichen Eigenschaften des verwendeten Papierträgers und seiner Oberfläche dann metamer, wenn sie unter identischen Bedingungen den gleichen Farbeindruck erzeugen. Das Rot auf einem matten Papier müsste demnach, bei ansonsten gleichen Umgebungsbedingungen das gleiche Rot wie auf einem PU beschichteten Papier mit eingebetteten optischen Aufhellern sein. Metamer sind zwei Fotodrucke auf gleichem Papier auch dann, wenn sie z.B. an verschiedenen Tagen, mit unterschiedlich alten Tinten oder gar auf zwei verschiedenen Druckern erzeugt wurden und die gleiche Farbgebung bieten – in der subjektiven Betrachtung, aber auch messbar mit einem Spektrometer. Hier eine kleine Link-Liste zum Phänomen der Metamerie:

Der Vollständigkeit halber sei abschließend noch auf den Farbwiedergabeindex (CRI) verwiesen; angegeben als RA-Wert. Hiermit wird eine Aussage zur Farbqualität der Lichtquelle gemacht. Für Normlichtlampen wird zumeist eine RA-Wert > 93 angegeben, LED-Raumlicht muss einen RA-Wert von > 80 haben:

 

 

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