Zu früh

Duft lässt sich nicht fotografieren.

Beim ersten Probieren hatte ich den Eindruck, Seife im Mund zu haben, so ungewohnt war der Rosengeschmack der Eiskugel zum Ende des frühsommerlichen Besuches im Rosarium Sangerhausen. Das Aroma war intensiv, die schmelzende Konsistenz cremig. Bisher kannte ich nur ziemlich faden Rosentee und eben Naturseife mit Rosenöl beim Duschen, die versehentlich in den Mund gekommen war. Beim zweiten Schlecken war das Ungewohnte, das Irritierende verschwunden und die wenig gesüßte Eiskomposition durchaus gelungen und in einem angenehmen Gegensatz zur etwas süßen Zitroneneiskugel.

In diesem Jahr haben wir uns vorgenommen, früher in der Saison das Europa-Rosarium in Sangerhausen zu besuchen. Die vorherigen Male fanden die Besuche Ende Juni oder in der ersten Juli-Woche statt. Dieses Jahr waren wir aber eindeutig zu früh dran. Die große Mehrzahl der Rosenbüsche war noch über und über mit Knospen versehen, aber nicht aufgeblüht. Bemerkenswert war die allseits erkennbare Trockenheit des Bodens und, wie ich meine, auch die geringere Fülle des Blattgrünes. Entschädigt wurden wir in sofern, als dass unsere Favoriten, die Wildrosen und die historischen Rosensorten bereits in Blüte standen und ihr Duft allenthalben zu genießen war. Der schönste Teil der Anlage ist nicht der neue in der Nähe des Haupteinganges, sondern die große Parkanlage, weiter unten am Hang, wo man gut im Schatten der großen alten Bäume verweilen kann.

Viridiflora – „hässliche Kuriosität“

Die grüne Rose, bezeichnet als Rosa chinensis Jacq. „Viridiflora„, hat keine echten Blüten mit Staubgefäßen und kann so auch keine Hagebutten bilden. Bei den vermeintlichen Blütenblättern handelt es sich um Kelchblätter, welche sich zu einer scheinbaren, gefransten grünen Blüte öffnen; nicht oder kaum duftend.


Notiz-Blog

Was soll man sich bei dem schier unendlichen Blütenmeer in dem großen Rosarium genauer anschauen, selbst wenn die Mehrzahl der Knospen noch auf die Blütenpracht wartet; erst recht, was soll man da nur fotografieren? Gestern galt für mich die Devise: Hauptsache bunt. Ich wollte innerhalb von C1 das Preset „Fujifilm Velvia (VIVID)“ unter verschiedenen Bedingungen hinsichtlich seiner Farbeigenschaften testen. Bei der Bearbeitung der Aufnahmen im Zirkus Roncalli, aber auch bei anderen Gelegenheiten, war mir aufgefallen, dass diese Simulation mit den Farben unterschiedlich umgeht. Während mir alle Blautöne, reines Gelb und Rot, das in Richtung Pink geht, gut gefallen haben und sehr differenziert durchgezeichnet waren, hatte ich wiederholte Vorbehalte bei Rot, Orange und Grün. Die folgende Gegenüberstellung macht das Problem recht deutlich. Das Rot-Orange der Mohnblüten vermatscht in undifferenzierte Farbkleckse. Das Blattgrün im Hingergrund verschwimmt zu einer grünen Soße. Die Farbversion der Mohnblumen hatte die identischen Einstellungen in C1 wie alle anderen Farbbilder auch. Was an Feinzeichnung in den Blüten und dem Blattgrün tatsächlich vorhanden ist, zeigt die SW-Konversion des selben Bildes mit Monochrome + R-Filter. Die Farben „überstrahlen“ derart, dass nahezu jede Feinzeichnung verloren geht. Das gilt erst recht nach der Verlust behafteten JPG-Kompression.

Alle Aufnahmen entstanden mit der X-Pro3 und dem Fujinon 50-140 mm / f 2,8. Da ich die Naheinstellung dieses Telezoomes immer noch nicht genau kenne, wollte ich anhand der Blütenmotive diese Grenze und deren Abbildungsqualitäten eingehender ausloten. Die Nahgrenze liegt laut Prospekt bei 1 m. Das habe ich nur in Ausnahmefällen ausgereizt, da so schnell der Bezug der Blüte zur Umgebung verloren geht. Der kleine Ausschuss an Bewegungsunschärfen in der gestrigen Reihe war kein Manko des Objektives inklusive seines Bildstabilisators, sondern Folge des immer wieder auffrischenden Windes.

Die beiden benutzten Filmsimulationen wurden nicht wesentlich modifiziert, außer: bei einigen Aufnahmen durch Anheben der Tiefen und bei allen Aufnehmen durch Steigerung der Klarheit auf einen Wert um 10 und durchweg eine Modifikation in der Kurve der Tonwerte, ausgehend von dem Vorschlag des „Zauberstabes“, der automatischen Tonwertanpassung.

Wenn es nur um Form und Struktur ginge, dann könnte man Rosen durchaus auch in SW fotografieren.

 

 

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