Die Großen haben Kleine

Wisentgehege bei Springe.

Das Plakat vom Wisentgehege mit der Nachwuchs-Meldung ist seit kurzem in Hildesheim zu sehen. Die „Setzzeit“ liegt im Mai und die Brunft der Wisente fällt im Jahr zuvor meist in den August. So ist es auf der Webseite des Wisentgeheges Springe zu lesen. Die Wisent-Kälber waren bei unserem Besuch also 1 bis 2 Monate alt. In dem weitläufigen Naturpark sind offensichtlich verschiedene Wisentherden untergebracht. Die in den äußeren Bezirken hatten wir noch nicht gesehen, das war uns von der Strecke her zu weit.

Als zwei Gehversehrte (eine „hat Rücken“, anderer „hat Fuß“) wollten wir erstmals seit langem wieder eine längere gemeinsame Runde gehen. Deswegen sind wir einer nachbarlichen Empfehlung gefolgt und haben uns per Internet auf der Reservierungsseite des Wisentgeheges für den 24. Juni vorangemeldet. Meine Frau hatte gehofft, für Gehpausen zwischendurch Sitzgelegenheiten zu finden und diese auch nutzen zu können, während ich mir „ruhig mehr“ Zeit zum Fotografieren nehmen würde. Meiner verletzten Ferse genügen zumeist einige Stehminuten auf dem gesunden Fuß. Davon abgesehen, wollte ich endlich das gebrauchte Tele-Zoom (100-400mm) im Außeneinsatz ausprobieren.

Damit wir nicht gleich mit einer großen Runde starten, haben wir uns in der Nähe des Einganges erst die etwas kleineren Tiere angeschaut (Gehegeplan). Dann ging es weiter in den lichten Eichenwald. Die Fülle und schiere Größe der Baumveteranen, ganz überwiegend Eichen, sind an sich schon beeindruckend. Dazwischen finden sich ebenso riesige Buchen und Erlen mit Teichen, Bächen, Wiesen und sumpfigen Abschnitten. Einiges davon imponiert zwar wie ein alter Urwald, ist aber eigentlich schon lange eine Form der Kulturlandschaft, genutzt als Weidewald oder auch Hutewald, in dem der Viehbesatz (Ziegen, Schweine, Rinder) das junge, frische Grün klein gehalten hatte und so erst diese scheinbar natürliche, parkartige Landschaft ermöglichte. Das Wisentgehege ist Teil des Sauparks zwischen den Ortschaften Springe und Eldagsen. Träger sind die Niedersächsischen  Landesforsten.

Für jemanden, der über Jahrzehnte tiefen, dunklen Nadelwald mit engem und dichtem Baumbesatz gewohnt ist, eröffnen sich so unzählige weite Sichtfelder, in denen man an diesem Ort immer wieder friedlich grasendes oder dahinziehendes Wild verschiedener Gattungen findet.

In der Nähe der beiden Wildschweingehege ruhte in größerer Entfernung eine Herde sog. Flachland-Wisente, die in ihrer Mitte einige kleine Kälber umgaben. Von weitem wirkten die größeren Exemplare stattlicher als die an anderer Stelle von nahem zu betrachtenden Bergwisente, bei denen ebenfalls ein Kalb zwischendurch herum lief, während zwei größere Exemplare mit ihren Schädeln und Hörnern rauften oder kabbelten, was akustisch beeindruckend rüberkam und ich mir daher nicht vorstellen wollte, so einer schieren Masse ungeschützt gegenüber zu stehen.


Notizblog

Das Handling des massigen Tele-Zooms ist recht sperrig. Trotz der geänderten Grenzen für die längste Belichtungszeit und den ISO-Spielraum, bin ich beim Fokussieren immer noch nicht auf der sicheren Seite, vom Tempo ganz schweigen. Deswegen und weil die unterschiedlichen Licht- und Farbverhätnisse (weites Feld mit etwas trüber Mittagssonne einerseits, und wolkig-bedecktes Licht im abgedunkelten Wald) keine farblich einheitliche Bildgestaltung zuließen, habe ich mich wieder einmal für eine SW-Ausarbeitung in Silver Efex Pro entschieden – mit starker Betonung der Strukturen und Kontraste. Die Hervorhebung der schwarz-dunklen Tiefen im Bild, soll die bedrohlich wirkende Masse der mächtigen Tiere unterstreichen.

 

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