27 mm

Ende der Fujicron-Ära.

Wer macht so verrückte Sachen und fotografiert mit dem neuen Weitwinkel-Objektiv bei offener Blende in Naheinstellung auf kürzeste Distanz? Na, ich – wie bestimmt alle, die das neue Fujinon 18mm/1.4 in die Hände bekommen. Anfangs wurde nur über Vorserien- oder Vorführmodelle berichtet. Jetzt kommt es so langsam in den Handel und wenn man es dann in den Händen hält, wundert man sich über das Klappern beim Bewegen des nicht angeschlossenen Objektives. Da es keinen integrierten Bildstabilisator besitzt, wird diese Klappern mit den sog. „Floating elements“ erklärt, die im Betriebszustand durch sehr leise vor sich hin surrende Motoren (Elektromagneten?) gehalten werden. Das ist anfangs irritierend, aber bei weitem nicht so beängstigend wie beim optisch ganz exzellenten Makroobjektiv mit 80 mm Brennweite und seinen schweren Glaselementen.

Mein ältestes 27 mm Objektiv von Ende der 70ger Jahre, das Nikkor 27 mm / f 2,8, von dem ich mich ebenso wenig trennen kann wie von dem 105er Nikkor und dem 50er Nikkor mit 1,4, liegt gut geschützt in dem gleich alten, aber außen ramponierten Alukoffer. Damals konnte ich mich nicht für die 24er und 35er Brennweite (bezogen auf das Kleinbildformat) erwärmen. Jetzt war es genau anders herum, ich habe seit Jahren ein 24er (genauer das 16 mm für APSC-Format) und ein 35er (entsprechend dem 23 mm bei APSC) und bin damit rundum zufrieden – bis ein Bericht nach dem anderen mein Interesse an dem Fujinon XF18mm 1.4 R LM WR geweckt hatte. Vielleicht etwas vernarrt, habe ich Bilanz gezogen, meine am wenigsten benutzten Objektive (23 mm und 50 mm mit f 2,0) gewählt und mit einem bekannten Fotohändler über eine Inzahlungnahme gesprochen. Da ich für die beiden neuwertig aussehenden Exemplare einen fairen Preis erhielt, war die Entscheidung in finanzieller Sicht einfacher.

Man sollte meinen, 2 mm Brennweiten-Unterschied zwischen dem 16 mm und dem 18 mm Fujinon (bezogen auf Kleinbild zwischen 24 mm und 27 mm) seien zu gering, damit die Differenz eine Bedeutung hätte. Bildmäßig wirken sie für mich dagegen erheblich weiter auseinander liegend.

Auslöser für mein Interesse an dieser Brennweite waren u.a. Berichte über die Leica Q2  Monochrome, wobei auf der verlinkten Webseite des Herstellers etwas zu großspurig steht „die Seele der Fotografie entdecken“. Viele Bildbeispiele aus dieser Kamera fand ich als Schwarz-Weiß-Liebhaber schlichtweg toll und vielleicht haben diese Bilder die „Sichtweise“ für die Brennweite bzw. den Bildwinkel (wieder) geweckt. Was Peter Roskotten allerdings über die optische Leistung des Leica Summilux 1:1.7/28 ASPH in seinem auch kontrovers kommentierten Test der 47-MP-Kamera berichtet, ist ernüchternd – gerade in Relation zum geforderten Kaufpreis. Die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis gilt allerdings genauso für die Fujinon-Objektive, so dass sich erst heraus stellen muss, ob dies für mich bei dem neuen Objektiv stimmt.


Notizblog

Nachdem ich bei meinen letzten Experimenten die Schnelligkeit des kontinuierlichen Autofokus bei dem eingesetzten Telezoom erfahren hatte und ich zudem gemerkt hatte wie schnell der Linearmotor in dem neuen Objektiv fokussiert, hatte ich hierbei auf „C“ gestellt, was gut die eigenen Distanz-Schwankungen bei den Aufnahmen ohne Stativ kompensieren konnte. Die Aktivierung der Fokusmaske innerhalb von Capture One ist erbarmungslos mit der Enttarnung unscharfer Aufnahmen, zeigt die Schärfezone andererseits auch dann, wenn ihre Tiefe nur Millimeter beträgt. Die einzige Unsicherheit in der Beurteilung bestand bei der Aufnahme mit dem kleinen Grashüpfer – allein dadurch, dass sein Körper die gleiche leuchtende grüne Farbe besitzt wie die Schärfeanzeige der C1-Funktion.

 

 

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