Harvester

Spuren im Wald.

Ohne die Lektüre von Peter Wohllebens Buch „Der lange Atem der Bäume“ hätten sich die tiefen Spuren und Schneisen im Wald wahrscheinlich nicht in mein Bewusstsein gedrängt. Nachdem einmal der Blick fokussiert war, fielen mir die Veränderungen bei jeder Biegung des Weges auf. Nach nunmehr über einem Jahr waren wir erstmals wieder in diesem Bereich des Hildesheimer Waldes, nah bei Diekholzen, oberhalb des Beustertales unterwegs. Wir haben ihn nicht wieder erkannt. Meine Frau weigerte sich dann auch einzugestehen, dass wir hier früher bereits häufig zu Fuß oder mit dem Mountainbike unterwegs gewesen waren; siehe u.a. die Bildserie in diesem Blog nach dem letzten größeren Sturmtief, das zahlreiche Fichten umgerissen hatte. Seit Januar 2018 haben mehrjährige Trockenheit und Borkenkäfer den Monokulturen der Fichtenplantagen so zugesetzt, dass derzeit große Areale brach liegen und teils von einem niedrigen Dickicht überwuchert wird – dazwischen immer wieder vereinzelte, wie verloren wirkende Fichtenexemplare und die platt gewalzten Spuren und Schneisen der großen Forstmaschinen.

Wohlebens Aussage zur Bodenverdichtung durch die schweren Maschinen lässt sich zumindest oberflächlich nachvollziehen. In einigen Spurrinnen der Harvester standen Wasserpfützen, obwohl der letzte Regen schon länger zurücklag. Manche eigneten sich für Spiegelaufnahmen der darüberliegenden Baumkronen, andere bieten einen eigenen „Reiz“ durch die typische Farbgebung des ausgelaufenen Öls auf ihrer Oberfläche.


Notizblog

Passend für die Bildinhalte und -stimmung scheint die Filmsimulation Eterna Bleach Bypass zu sein. Wie zuvor hatte ich hiermit Schwierigkeiten, das richtige Maß für die Regler von Klarheit und Struktur festzulegen. Insbesondere der Regler für die Klarheit vermag bei zu starker Anhebung den Bildern mit dieser Filmsimulation eine unangenehme Rauhigkeit oder „Schmutzigkeit“ zu geben, so dass ich erst nach etlichen Versuchen einigermaßen zufrieden mit der optischen Wirkung war. Anfangs hatte ich für dieses Thema auch die Farbsättigung deutlich reduziert, was ich aber letztlich doch wieder auf die Standardeinstellung der Filmsimulation zurück gesetzt habe. Die HDR-Einstellungen für Lichter und Schatten waren dagegen schnell gefunden. Die bereits bei der ersten Bearbeitung angewandte leichte Kontrastanhebung und Verstärkung der Schwarzwerte habe ich schlussendlich belassen.

Das quadratische Bildformat wirkt fokussierter oder konzentrierter als das 2:3-Format. Bemerkenswerter Weise war die Wahl des quadratischen Bildausschnitte aus dem Rechteckformat intuitiv und rasch gefunden – als wäre optischer Ballast entfernt.

Die Aufnahmen entstanden ursprünglich Mitte September. Den kurz darauf begonnen Blogeintrag konnte ich aus Zeitgründen erst jetzt fortsetzen.


30 Tonnen bodenschonend?

„Dem Harvester folgt der Rücker.“ Finden sich im ersten Video noch ökologische Aspekte im Rahmen der Forstwirtschaft, bleiben hier andererseits doch Klimaaspekte weitgehend außen vor. Das reißerische zweite Video zum „Kampf der Harvester gegen den Borkenkäfer“ will mit der lauten Hintergrundmusik offensichtlich bewusst jegliche Assoziation mit der „Stille im Wald“ unterbinden. Technik, Schnelligkeit und Effizienz können vielleicht begeistern. Ob die Argumentationskette hierzu schlüssig ist, wird ja gerade von Wohlleben u.a. bezweifelt. Außerdem stellt sich die Frage, warum die Stämme „in See-Container verladen“ werden müssen, um es „in Länder wie China zu exportieren“.


Wohlleben spricht in seinem Buch in Hinblick auf die Monokulturen der großflächigen Fichtenplantagen von einem „ökologischen Desaster“ und einer „geplanten Katastophenwirtschaft“ mit spekulativem Chrakter der herkömmlichen Forstwirtschaft, die Wald als „Rohstofffabrik“ ansieht, in dem nicht junge Bäume gepflanzt, sondern „Nadelholz gesetzt“ wird und das „hiebreife“ Holz „geerntet“ wird, in einem Alter, in dem die Bäume gerade 1/3 ihrer natürlichen Lebenserwartung erreicht haben und ihr Erntealter vom Holzmarkt bestimmt wird.

Auf der Webseite bundesbuergerinitiative-waldschutz.de findet man weitere Informationen über den Umgang mit dem heimischen Wald. Unter anderem wird dort formuliert, „Forstwirtschaft verstärkt die Waldschäden im Klimawandel“, was hier nachzulesen ist.

In einer Sendung vom 16.11.2021 nimmt sich das ZDF unter dem Titel „Kahlschläge im Wald“ ebenfalls dieses Themas an.


 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.