Quedlinburgs Tore

Ein spätsommerlicher Spaziergang.

Fotografisch soll man sich ja möglichst im Rahmen eines Beitrags auf ein Thema konzentrieren. Eine Kaffee-Rösterei kann zwar, wie im vorhergehenden Blogeintrag gezeigt, für die Stadt ein erwähnenswerter Zugewinn sein. Dieser ist aber bauhistorisch – und das ist an Quedlinburg das eigentlich Interessante – weniger von Belang. Die großen Sehenswürdigkeiten sind außerdem bereits auf zahlreichen Aufnahmen zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten gewürdigt worden, so dass ich einen anderen inhaltlichen Leitfaden suchen musste.

Das rote Schild, das am großen alten Tor im Kornmarkt 3 befestigt ist, brachte mich auf die Idee, bei diesem Gang durch die Stadt, die Vielgestaltigkeit der zum Teil mächtigen Tore und Türen in ihren verschiedenen Renovierungsstadien festzuhalten.

Der Himmel über Quedlinburg.

Es war ein warmer Spätsommertag, den wir in Quedlinburg verbrachten. Der Wetterbericht hatte jedoch bereits am Morgen einen Wetterumschwung mit Temperatursturz, aufkommenden Sturmböen und Regen vorhergesagt. Diese tatsächlich auch eingetroffene Wetterveränderung soll an wenigen Bildern des Himmels über Quedlinburg demonstriert werden.

Um dem falschen Eindruck von gähnender Leere in der Stadt entgegenzutreten will ich vorher noch ergänzen: für einen Wochentag war die Stadt rappenvoll! Wie immer bei Sehenswürdigkeiten konzentriert sich das Massenpublikum auf wenige zentrale Punkte und tritt sich dort ggf. gegenseitig auf die Füße oder läuft einem vor das Objektiv. Ein paar Straßen weiter verliert sich dann jedoch die Menge, so dass man auch in Quedlinburg in Ruhe umher schlendern kann, um sich irgendwelchen Details zu widmen, sich in das eine oder andere Geschäft oder in eine Galerie zu begeben und um sich beim Herausgehen auf das vereinbarte und demnächst angefertigte Unikat zu freuen – wie z.B. in der Galerie Müller´s mit Werken von Nicole Bolze und Jochen Müller.

Die Farbigkeit der bereits überwiegend renovierten Altstadt gibt dem Ort ein fast südländisches Flair, was auch den Mut zu modernen architektonischen Gegensätzen in ehemaligen Baulücken einschließt und sich in einer freundlichen Offenheit niederschlägt, die für uns in einem spürbaren Gegensatz zur herben Schroffheit der Nachbarstadt Halberstadt im vergangenen Jahr steht.

Ich finde es fotografisch reizvoller, mich in eine Festbrennweite einzusehen oder einzudenken und bei einem Anlass möglichst ausschließlich mit diesem einen Objektiv zu arbeiten. Das Fujinon 16 mm / 1.4 ist, trotz seines Weitwinkels von etwa 24 mm bezogen auf das Kleinbildformat, für mich ein echtes Reportage-Objektiv. Es ist in Innenräumen oder in engen Gassen, wie hier in Quedlinburg, durch seinen Bildwinkel ohnehin gut geeignet. Zudem bietet es durch seine kurze Nahdistanz eine gewisse Makrofähigkeit. Besonders hervorzuheben ist aber seine Freistellungsfähigkeit durch die gut einsetzbare offene Blende von 1,4. Die optische Qualität ist meinen Vorgängerobjektiven von Nikon und Canon aus den Anfängerzeiten der Digitalära sichtbar überlegen. Ohnehin wird das Objektiv dem hohen Auflösungsvermögen moderner (24-Megabit)Sensoren gerecht. Eine sehr schöne Eigenheit diese Objektives habe ich erst im Verlauf der Zeit schätzen gelernt. Wenn ich bewusst bei geöffneter Blende ein Bokeh und eine Objektfreistellung erzielen möchte, kann ich durch Verschieben des Fokusringes am Objektiv rasch Kamera und Objektiv auf manuellen Fokus (oder umgekehrt) einstellen, was im Zusammenspiel mit der Fokussierhilfe (Focus peeking in Rot, Weiß oder Blau) einfacher und schneller zu guten Bildergebnissen führt als den Fokuspunkt mit dem Joystick anzupassen.

Alle Aufnahmen dieser Serie sind JPGs aus der X-Pro 2 in Standardeinstellung. Sie wurden nach dem Abspeichern durchweg in Lightroom Classic CC bearbeitet. Sowohl bei den Innenaufnahmen, als auch bei den extrem kontrastreichen Außenaufnahmen wird der hohe und gut auszureizende Dynamikumfang deutlich, was z.T. Extremeinsätze der Lichter- und Tiefenkorrekturregler in Lightroom möglich macht. Bei den Himmelbildern wurden bewusst Dynamik und selektive Farbsättigung betont. Die Regler für Klarheit und die RGB-Gradationskurve sollten wiederum für „Biss“ sorgen. So gelingt es insgesamt, den flächenhaften Abbildern eine gewisse Pastizität und einen Hauch von räumlicher Tiefe zu geben. Die Schwarz-Weiß-Bilder sind ohne Silver Efex ausschließlich mit den Möglichkeiten von Lightroom entstanden.

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