Graffiti 2017

LR vs. C1 – ein erster Vergleich.

Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und habe eine Testversion von Capture One 12 Pro heruntergeladen und installiert. Zahlreiche ernst zu nehmende Stimmen haben die Überlegenheit von Capture One (sowohl in der bisherigen Version 11, als auch in der neu veröffentlichten Version 12) bei der Entwicklung der RAW-Dateien von Fujifilm beschrieben. Bei den ersten Gehversuchen mit der neuen Software kam dann aber Enttäuschung auf. Zu sehr war die Oberfläche des Programmes und seine Bedienung verschieden gegenüber den gewohnten Abläufen in Lightroom oder der weitgehend gleichen Bedienung von Exposure X4. Ich habe einige Tage gebraucht, um herauszufinden, wo welches Werkzeug in C1 zu finden ist und welche Auswirkungen auf die Bilder damit verbunden sind.

Für die ersten Feldversuche mit C1 habe ich Fujifilm-RAW-Dateien aus dem Jahre 2017 herangezogen, bei denen mir seinerzeit in Lightroom Zweifel an der Fujifilm X-T2 aufgekommen waren, was Schärfe und das Kontrastverhalten der Kamera-Objektiv-Kombinationen betraf. Die Farbigkeit und Struktureigenheiten der Graffiti-Wände in den Fotografien entsprachen damals nicht meinen Vorstellungen. Es gelang mir nicht, den Schleier der Matschigkeit aus den Bildern zu beseitigen. Noch unzufriedener war ich mit dem hohen Ausschuss (damals) unscharfer Bilder.

Ein Teil der hier gezeigten Bilder hatte ich in LR wegen (vermeintlicher) Unschärfe aussortiert. In Capture One, ebenso wie in Exposure X4, werden ganz offensichtlich die Rohdaten aus den Fujifilm-Kameras anders verarbeitet. Natürlich sitzt bei einigen Bildern in der obigen Galerie nicht immer der Fokus am richtigen Punkt – was auch angesichts der Aufnahmeverhältnisse nicht verwunderlich ist: z.T. Nahaufnahmen mit weit geöffneter Blende und Bild-/Sensorebene nicht immer parallel zur fotografierten Wand. Dennoch erkennt man, spätestens in der Vergrößerung, wo der fokussierte Bereich liegt und wo die Unschärfe bzw. das Bokeh beginnt.

Ein fairer Vergleich? Sicher nicht – und zwar unfair gegenüber Capture One! Erstens sind die in der folgenden direkten Gegenüberstellung auf der linken Seite präsentierten Lightroom-Bilder in einer Größe von 3000 x 2000 oder sogar 6000 x 4000 Pixel und einer Qualität von knapp 90% exportiert worden, während die Exportvorgaben in Capture One (wie in letzter Zeit üblich) bei einer langen Kante von nur 1600 Pixel liegen, bei einer Qualität von 69%. Zweitens habe ich Capture One nur wenige Tage ausprobiert (ohne Bedienungshandbuch) und vergleichsweise wenig Übung im Einsatz der einzelnen Entwicklungsmodalitäten. – Dennoch geht der Vergleich im Ergebnis klar zugunsten von Capture One aus, was Schärfe, Brillanz, Strukturauflösung, Farbigkeit und Plastizität anbelangt – zumindest in meinen Augen. Der Schleier ist in C1 beiseite geschoben, die Farben leuchten, Strukturen haben Biss.

Wer hat mich auf die Idee gebracht, noch einmal die alten Graffiti-Aufnahmen vom April 2017 hervorzukramen? Es war Michael Damböck, ein Fotograf aus Stuttgart und reger YouTuber mit dem 1. verlinkten Video. Seine Experimente mit z.B. Klarheit, Struktur, Schärfe und insbesondere dem Farbeditor ließen sich anhand meiner alten RAW-Dateien handwerklich gut reproduzieren. Das 2. verlinkte Video von ihm ist eine ausführliche Übersicht über das Potential von C1, teils im direkten, anschaulichen Vergleich gegenüber LR. Sein 3. Video gibt eine kurze Übersicht über C1, insbesondere zur neuen Version 12.

 

Würmchen ade!

Was hat mich bei den ersten Versuchen besonders beeindruckt an der Bildentwicklung in Capture One? Hierzu einige Bildnotizen:

Keine Schärfeartefakte

Die Fokusmaske

Mächtiger Farbeditor

Effektive HDR-Funktionen

 

C1-Webinar

Renate Lange vom technischen Support bei Phase One beschreibt in einem Webinar vom 18.12.2018 Änderungen in Capture One Pro 12. Neben den Neuerungen gegenüber Vorversionen, Allgemeinheiten zum Handling geht es ab Minute 35 los mit der Ebenenbearbeitung und den Bereichsmasken, als erstes mit der Radialmaske. Etwa ab der 39. Minute wird die lineare Verlaufsmaske beschrieben. Bei Minute 44 beginnen dann die Ausführungen zur neuen Luminanzmaskierung.

 

Nachbemerkung

Natürlich macht C1 aus den Motiven bunt bemalter verfallener Wände eines abrissreifen Hauses noch keine bemerkenswerten oder gar künstlerischen Bilder. Aber gerade an diesen einfachen Bildinhalten lassen sich die herausragenden basalen Fähigkeiten der Software deutlich machen, was den Umgang mit Farbe anbelangt, die Feinzeichnung von Strukturen oder den unübertroffenen Umgang mit Lichter und Schatten.

 

 

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