Die Steinesammlerin

Porträtfotografie mit 300 mm Brennweite?

Den Blick zumeist nach unten gerichtet, jederzeit bereit, einen ganz besonders schönen Stein zu finden, aufzugreifen, mit klammen Fingern im kalten Meerwasser zu reinigen und dann in den immer zu kleinen Rucksack einzupacken, so geht eine Steinesammlerin zu Werke. Unsere Gespräche gleichen sich praktisch bei jedem Strandurlaub. Die eine sagt, ich muss mir die Zeit bei der langen Knipserei vertreiben und der andere sagt, mir wird das Steinesammeln zu langweilig. Jedenfalls wachsen die Stein- und Fotosammlung unaufhörlich.

An meinen alten Nikon-Kameras waren über Jahre hinweg das Nikkor 105 mm / f 2,5 AI  und das Nikkor 200 mm / f4,0 AI die beiden hauptsächlichen Porträt-Objektive. Seit dem Wechsel in das Fuji-System benutze ich für Porträts mehr und mehr das 23er oder sogar das 16er (entspr. 35 mm und 24 mm im KB-Format) – neben dem 56er (entspr. 85 mm KB).

Das Nikon 300mm f/4 AF (entspr. einem 450er bei APSC) dagegen, das Thomas mir damals ausgeliehen hatte, war für Porträts ungewohnt. Der Freistellungseffekt ist ausgeprägt. Im Nachhinein wundere ich mich ein wenig wie gering meine Ausschuss-Rate mit diesem Objektiv war – im Gegensatz zu den neueren Nikon-Objektiven. Obwohl der Autofokus als langsam galt, war seine Trefferrate ausgesprochen hoch. Trotz der langen Brennweite sind mir nur einzelne Aufnahmen verwackelt; am Stativ war eine Belichtungszeit von 1/10 s brauchbar.

Ich habe in den vergangenen Jahren verschiedene Anläufe genommen, die alten Porträtaufnahmen aus der D200 zu entwickeln. Immer war ich unter Lightroom an der Farbgebung und dem Rauschen (ISO 2000 bis 3200) gescheitert. Erst jetzt ist mir unter Capture One eine befriedigende Entwicklung für die Farbversion gelungen, bei der Rauschminimierung, ein gleichzeitiger Erhalt der Details möglich war und die Farbgebung einen natürlichen Charakter erhielt. Das SW-Preset „Vollständiges Spektrum invertiert“ in Silver Efex Pro 2  unterstrich den Freistellungseffekt und gab der Haut eine hellere Note, eine weichere Zeichnung, bei gleichzeitig ausreichenden Kontrasten in den Tiefen. Die endgültige Festlegung der globalen Weiß- und Schwarzpunkte geschah dann wieder in Capture One 12 mit der Tonwerte-Kurve.

Nach meinem Eindruck hat das Fujinon XF 50-140 mm / f 2,8 R LM OIS WR bei allen Blenden eine ähnlich gute Auflösung und Kontrasteigenschaft. Aus diesem Grunde wird es nicht selten als Porträtobjektiv eingesetzt und erübrigt so den Wechsel zwischen den beiden speziellen Porträtlinsen aus dem Fuji-Lager, dem 56er und dem 90er, die allerdings den Vorteil einer offenen Blende von 1,2 bzw. 2,0 bieten.

Und was passiert mit den Steinen nach der Rückkehr. Sie werden im Keller oder Garten gelagert, so wie die Fotodateien auf den Festplatten. Dann, nach Jahren kommt die Frage, weißt Du noch, wo der Stein sein könnte, den ich an dem und den Tage gefunden habe? Ich brauche ihn für ein Arrangement. – So in etwa geht auch die Suche nach meinen Fotos…

 

 

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