Split-Tonungen

Eine Frage des guten Tons.

Mit dieser Überschrift leitet Dr. Otto Beyer auf seiner Webseite „Klassische Fotografie in Schwarz-Weiß“ das Kapitel „Archivfeste Tonungen“ ein. Der gleiche Artikel ist noch einmal im schwarzweiß-magazin von fotoespresso.de unter diesem Link zu lesen. Als einer der wenigen Versender für analoge Dunkelkammerarbeiten bietet Nordfoto Versand Material für Tonungen an.

Ein Video von Ted Forbes über den Fotografen Alexey Titarenko, in dem u.a. auch kurz über analoge Tonungstechniken berichtet wird, hat mich auf die Idee gebracht, einmal verschiedene digitale Tonungen am Beispiel der Software Silver Efex Pro 2 gegenüber zu stellen.

Hierzu habe ich einige kornreiche Bilder unterschiedlicher Dichten aus verschiedenen Aufnahmeserien herausgesucht. Ich habe es mir einfach gemacht und das digitale Rauschen dem analogen Filmkorn quasi gleichgesetzt (was aber nicht ganz korrekt ist). Die unterschiedliche Silberverteilungen machen in der echten Dunkelkammer die Tonungsergebnisse manchmal schwer kalkulierbar. In der „digitalen Dunkelkammer“ dagegen wirkt die Tonung schnell wie eine „Einheitssoße“, die kaum mehr einen optischen Zugewinn ergibt.

In der mittlerweile schon wieder klassischen, puristischen digitalen Fine-Art-Print-Technik werden solche Tonungstechniken, die aus einem SW-Bild letztlich wieder ein Farbbild machen, möglichst umgangen und weitestgehend auf die unterschiedlichen Schwarz- bzw. Graupigmente  der Drucker zurückgegriffen. Dabei wird das Farbmanagement von der Software an den spezialisierten (Fine-Art-) Drucker übergeben. „Digitale Schwarzweißfotografie in Galerie-Qualität“ ist der Inhalt einer hierzu lesenswerten, aber sehr komplexen vierteiliegen Artikelserie von Rolf Walther in der Zeitschrift SCHWARZWEISS aus dem Tecklenborg-Verlag.

Es ist schon putzig, dass es in der Software immer noch Regler zur Tonung für „Silber“ gibt, mit der die Farbe und Sättigung oder Tönung (aus dem HSL-System – Hue, Saturation, Luminance) festgelegt werden – und dies obwohl keine Silberhalogenide mehr im Spiel sind. Dem entsprechend sind auch Regler für die Papiertonung vorhanden. Der einzige Fotograf, der meines wissens in neuerer Zeit beschrieben hat, dass er eine Split-Tonung (in Lightroom) für seinen eigenen Bildstil benutzt, ist Kevin Mullins (aus dem X-Fotografen-Riege); hier sein Video (Split-Tonung ab ca. 09:15 min).

 

 

Split-Tonung mit Grün und Rot

Silber: Farbe 128 / Tönung 38% und Papier: Farbe 5 / Tönung 9%

 

Split-Tonung mit Blau und Gelb

Silber: Farbe 215 / Tönung 59% und Papier: Farbe 25 / Tönung 11%

 

Einfach-Tonungen

Beispiel: leichte Selentonung

 

Mein Traumpapier in der analogen Ära war immer das Ilford Ilfobrom Galerie FB – wenngleich ich mir die Anschaffung anfangs nicht immer leisten konnte. Glücklicherweise gibt es von Ilford seit Jahren Ilford Galerie Gold Fibre Silk für den Digitaldruck, das diesem Traum nahe kommt, eine neutrale Grauabstufung sowie hohe Maximaldichten aufweist und eine schöne Anfassqualiät bietet bei gleichzeitig hervorragender Planlage des schweren Papierträgers.

Da die Mehrzahl der SW-Tonungen für mich eher störend oder gar als Fremdkörper wirken, bleibe ich mit dem Einsatz von Tonungen zurückhaltend und vermeide sie für Beitragsbilder weitestgehend. Deswegen ist das Aufmacherfoto dieses Beitrages mit der Kopfübermöve in neutralem Schwarz-Grau-Weiß gehalten.

 

Nachtrag vom 20.02.2019

Die unbefriedigenden, ja enttäuschenden Ergebnisse dieser Versuche mit digitaler Slit-Tonung machen wenig Hoffnung und sollen hier auch nicht vorenthalten werden.

Joel Tjintjelaar hat in dem 2 Jahre alten ausführlichen Artikel Advanced split toning techniques auf seiner Webseite bwvision.com dagegen einen aufwändigen Weg über Luminanzmasken und Ebenen in Photoshop beschrieben und gezeigt wie man dennoch eine ansprechende Split-Tonung im digitalen Zeitalter umsetzen kann.

 

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