Kein Aqua alta

Aber auch kein Overtourism –

Kürzlich war mir erstmals der Begriff „Overtourism“ untergekommen, dessen Inhalt nahezu selbsterklärend ist, der aber natürlich von Wikipedia im Detail erläutert wird. Verschiedene Magazine, u.a. GEO und Stern hatten sich dieses Themas schon früher angenommen und auch ein Ranking wurde hierzu auf statista.com veröffentlicht.

Wir hatten Venedig wiederholt in den 80er und 90er Jahren besucht und zwar zu Jahreszeiten, in denen mit keinem Massenansturm zu rechnen war. So haben wir die Stadt erfreulicherweise auch menschenleer erleben und genießen können. Bei einem Novemberaufenthalt hatte ich etwas Nebel für Stimmungsfotos erhofft. Wir hatten dagegen nachts Temperaturen um Null Grad und tags eine strahlende, tief stehende Sonne. Die Hochwasser-Saison (Aqua alta) war damals noch überwiegend im Januar und Februar.

In Venedig hatte ich erstmals den Tri-X, einen SW-Negativfilm von Kodak mitgenommen. Es war wieder Thomas, ein alter Fotogefährte, der mir diesen 400-ASA-Film ans Herz gelegt hatte, mit der Empfehlung, ihn auch nur in D76, dem passenden Kodak-Entwickler auszuarbeiten. Ich meine, dass in den Scan-Ergebnissen die Unterschiede des Kodak Tri-X gegenüber dem HP 5 von Ilford deutlich werden.

 

Venedig bei Tag

Hier einige unbearbeitete Aufnahmen als JPG-Scan  mit etwa 3000 x 2000 Pixeln von dem SW-Film direkt aus einem AgfaPhoto d-lab.2/3:

 

Venedig bei Nacht

Die Abend- und Nachtaufnahmen in Venedig (u.a. vom Fischmarkt) schienen nach dem Scan zunächst unbrauchbar zu sein und zwar infolge der unzähligen winzigen Staubpartikel in den tiefschwarzen Bildanteilen, die teils wie die Milchstraße am Firmament wirken. Gröbere Staubteilchen oder Fussel habe ich in den digitalisierten Negativen nur vereinzelt gefunden. Diese ließen sich in C1 problemlos beseitigen. Mit einigen Experimenten (wie früher in der Dunkelkammer) und einem beherzten Eingreifen in die Tonwerte und die RGB-Kurve ließen sich auch stark unterbelichtete Nacht-Motive ausarbeiten und vom „Sternenstaub“ befreien, von denen hier einige folgen (davon auch Ergebnisse, die selbst mit dieser Methode nicht „zu retten“ sind):

 

 

Verbogene Kurven

Belichtung, Kontraste und HDR-Funktion bleiben unangetastet! Kontrastanpassung, Festlegung der Lichter und insbesondere der satt-schwarzen Tiefen erfolgten dagegen ausschließlich durch Modifikation der Tonwerte und der RGB-Kurve; hier die zugehörigen Kurven zweier Bildbeispiele mit Betonung der Tiefen.

 

 

Liebeserklärung

Die Vielzahl der hier präsentierten Bilder, seien es die unbearbeiteten SW-Negativ-Scans vom Tri-X oder die nachbearbeiteten Abend- oder Nachtaufnahmen machen deutlich, dass die Stadt gerade in den Herbst- und Wintermonaten eine Reise wert sein kann, aber auch, dass der SW-Negativfilm Kodak Tri-X eine extreme Spannweite für viele Aufnahmebedingungen besitzt. Sein Korn ist „legendär“, ebenso wie der Belichtungsspielraum. Das Beitragsfoto ist nicht Abbild der Vorbereitungsmaßnahmen für Hochwasser (Aqua alta) in Venedig, wo Laufstege durch die Stadt auf Stelzen errichtet werden, sondern das hinterlassene „Schlachtfeld“ vom Fischmarkt des Vorabends; morgens früh beim ersten Rundgang durch die noch unbelebte Stadt.

 

 

 

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