Finetta 88 – Hanimar

Teamwork –

Dies ist der erste Blogbeitrag, der in Kooperation entstanden ist. Ein wesentlicher Teil, nämlich die Originalaufnahmen mit einer Hanimar, stammt von -fotodisc- aus Frankfurt-Hoechst.

Herstellung und Konstruktion

Die Finetta 88 ist eine Kleinbildkamera. Sie wurde ab dem Jahre 1953 bis zum endgültigen Betriebsschluss (Konkurs-Anmeldung Februar 1956) im November 1957 vom FINETTA-Werk Peter Sarabèr (Handelsregister-Eintrag April 1950) in Goslar gebaut. Der damalige Kaufpreis lag bei 98,- DM. Das Standard-Objektiv ist das Finetar 1:2,8 / F=45mm und besitzt einen einfachen, nicht verriegelten Bajonettanschluss. Es war zudem eine 70er Wechselobjektiv erhältlich. Der Lamellenverschluss ermöglicht Zeiten bis 1/250 s, zusätzlich B. Die Hanimar ist die für den Überseemarkt in Australien umbenannte Finetta 88, die dort von Jack Hannes mit seiner der Firma HANIMEX (HANex IMport EXport) vertrieben wurde.

Sammlung K

Schon bald hatte ich für meine kleine Finetta-Sammlung eine gut erhaltene Finetta 88 sowie eine Hanimar gefunden. Mit der Sammlung K kamen dann ein recht frühes Exemplar sowie eines mit hellem Pegulan-Bezug hinzu. Das ältere Exemplar aus der Sammlung K gehört wahrscheinlich zur 2. Baureihe mit schwarzem Pegulan-Bezug, Zubehörschuh, Wechseloptik mit Bajonett, Rückwandverschluß mit „Open Closed“. Die beiden neben dem Sucherausblick plazierten Schrauben sind hier noch vorhanden. Es soll sich um eine von 5 Exemplaren handeln, die die Bezeichnung Finetta 88 schon vorn neben dem Sucher haben, aber noch den Rückwandverschluß mit Bodengravur „Open–Closed“ und nicht „Open/auf–Closed/zu“ aufweisen. Unter Besonderheiten stand bei dem grauen Exemplar: 3. Baureihe mit grauen Pegulan-Bezug (80513-92655), Zubehörschuh, Wechseloptik mit Bajonett, Rückwandverschluß mit „Open/auf Closed/zu“.

Baureihen

Insgesamt führt Heinz Veddeler in seiner Finetta-Monographie vier Baureihen der 88er Serie auf: Die 1. Baureihe hat die Namensgravur oben auf dem Sucherschuh. Ab der 2. Baureihe mit der Kameranummer 07400 wanderte die Beschriftung nach vorne und zwar rechts vom Sucherausblick. Die 3. Baureihe ab der Nummer 080513 weist die beiden Schrauben neben dem Sucher nicht mehr auf. Mit der 4. Baureihe ab der Kameranummer 093224 änderte sich das Äußere noch einmal, indem der Pegulanbezug durch eine schwarze Belederung ausgetauscht wurde.

Schrauben am Sucherausblick

Bodengravur

Insgesamt gibt es drei verschiedene Versionen der Bodengravur für die Öffnungsrichtung der Bodenschraube:

Verschluss

Werbung

Obwohl es praktisch keine speziellen Werbeanzeigen für die Finetta 88 gab, wurden offensichtlich viele Kameras dieser Serie verkauft. Veddeler führt lediglich eine 99er-Anzeige an, in der nur ein kleiner Hinweis auf die Finetta 88 enthalten ist.

 

 

 

Bild aus dem Buch Finetta, Peter Sarabèr, Kamerawerk Goslar 1948-1956, Privatdruck Rhauderdehn 2013 – mit freundlicher Genehmigung des Autors Heinz Veddeler.

 

Bilddokumentation meiner Finetta 88 bzw. Hanimar

 

Originalaufnahmen aus einer Hanimar

Die Aufnahmen wurden im August 2019 von -fotodisc- mit einer Hanimar in Frankfurt-Hoechst auf einem Fujicolor C200 Farbnegativ-Film angefertigt. Die externe Belichtungsmessung erfolgte mit einem Gossen Lunalite. Gleich nach dem Entwickeln wurde der Film vom Dienstleister digitalisiert. Die hier präsentierten Aufnahmen wurden von mir in C1 lediglich in sehr geringem Umfang bearbeitet: wo notwendig ausgerichtet und äußerst diskret mit der Sättigung, Klarheit und Struktur angehoben. Belichtung und Weißabgleich wurden nicht verändert. Für die Verwendung auf dieser Webseite wurden die Bilder dann (wie üblich) skaliert und leicht für den Bildschirm geschärft.

Die Aufnahmen entstanden mit einer frisch aus den USA in Frankfurt eingetroffenen Hanimar (Kamera-Nummer 091192) in Mint-Qualität:

Die Farbnegative, die gleich nach dem Entwickeln digitalisiert wurden, weisen eine ungewöhnlich hohe Dichte auf, was für eine Neigung der Kamera zur Überbelichtung (bei tendenziell längeren Verschlusszeiten als angegeben) spricht. Diese Überbelichtung hat zu einer geänderten Farbcharakteristik geführt. Die Abbildungsqualität des gut 65 Jahre alten Finetar-Objektives gibt dagegen keinen Anlass zur Kritik.

 

Notiz-Blog für die Bilddokumentation

Im Gegensatz zu den Aufnahmen der Finetta 99 wollte ich einmal wieder Blitzlichtfotografie vor einem schwarzen Hintergrund ausprobieren. Ursprünglich hatten mir Bilder wie dieses oder jenes vorgeschwebt. Die jetzt ausgewählte schwarze, fusselfreie Unter-/Hintergrundplatte aus Kunststoff (Hohlkehle) hatte aber eher eine Oberfläche wie „Pearl“ und weniger wie „Photo-Rag“, um es einmal in Papierqualitäten auszudrücken. Der Reflexionsgrad war jedenfalls recht hoch, so dass der Spagat zwischen einem tief schwarzen Hintergund und Reflexionsflächen mit der Blitzbeleuchtung nicht so ohne weiteres hinzubekommen war. Letztlich musste ich auf das ursprünglich gewollte tiefe matte Schwarz des Hintergrundes verzichten zugunsten einer ausreichenden Durchzeichnung der Kameragehäuse, was durch die so gezielt zu gestaltenden Reflexe am Boden oder hinter den Kameras sogar einen zusätzlichen technischen Reiz bot. Das Hauptlicht war ein Godox-Blitz in einer 80cm-Softbox von oben links. Von hinten rechts sollte ein Konturlicht durch einen tief stehenden Silberreflektor gesetzt werden. Das modellierende Streiflicht erzeugte ein Foto Dish mit Wabengitter von seitlich vorne rechts. Die Steuerung der 3 Godox-Blitze erledigte die Zentraleinheit Godox X1T-F am Blitzschuh im TTL-Modus. Die Kamera wurde im Automatikmodus belassen, lediglich die Empfindlichkeit der Kameraautomatik wurde auf max. 400 ASA begrenzt. Zum Weißabgleich und zur einheitlichen Farbgebung diente der ColorChecker. Position und Distanz der einzelnen Lichter entschieden zusammen mit der Blitzregelung (per Blitz-TTL-Menü in der Kamera) über die Lichtmenge und -charakteristik und waren die modifizierten Parameter – nach den Prinzipien „Versuch und Irrtum“ oder „Learning bei doing“. Die RAW-Dateien wurden mit Capture One  entwickelt. Lediglich die etwas weicheren Aufnahmen mit dem Zwischenring haben eine geringfügige Anhebung von Klarheit, Struktur und Schärfe erhalten, ggf. noch ergänzt durch eine minimale Kontrastanhebung in der RGB-Kurve. Der einzige Einwand, den man gegenüber dem verwendeten Fujinon XF50mm F2 R WR anbringen mag, ist die fehlende Blende von 22 oder kleiner. Nur das Beitragsfoto und die 3 Aufnahmen von der Schließrichtung des Gehäusedeckels wurden in SW-Versionen umgewandelt. Bei der eigentlichen Bilddokumentation ging es diesmal um eine gewisse monochrome Farbigkeit.

 

Links

Rick Drawbridge kommt nach seinen Aufnahmen mit der Finetta 88 und dem Finetar zu folgendem Schluss „the little lens is very sharp and lacking in distortions with excellent contrast“. Simon Hawkett zeigt auf seinem Blog nicht nur Fotos vom zerlegten Inneren seiner Finetta 88, sondern auch ein kurzes Video über den Verschluss.

 

 

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