Strandspaziergang

Winter ohne Schnee.

Schon damals gab´s keinen Schnee mehr im Winter. Gezielt waren wir über mehrere Jahre hinweg im Januar oder Februar eine Woche an die Ostsee gefahren, um vereistes Meer und Strand mit ihren eigenen Reizen zu erleben. Allein, es ist uns bisher nicht gelungen. Mit dem Großaufräumen meiner Bilddatenbanken und Kataloge beim Umzug auf einen stationären Rechner waren mir vor einigen Tagen alte Aufnahmen von der Ostsee aus dem Jahre 2007 mit der Nikon D200 untergekommen, die ich seiner Zeit als unrettbar eingestuft, aber noch nicht gelöscht hatte.

S0 habe ich diese RAW-Dateien aus der Nikon D200 verwendet, um die Entwicklungseigenschaften von Capture One bei NEF-Dateien erneut auszuprobieren. Darüber hinaus wollte ich andere Programme aus der alten (noch kostenfreien) NIK-Suite überprüfen, ob sie gegenüber Capture One oder z. B. Affinity Photo zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten bieten. So wurden einige der damals für mich in Lightroom unbrauchbar erscheinenden Aufnahmen in C1 neu entwickelt. Mehr aus Jux heraus habe ich primär den Zauberstab in C1, d.h. die globale Entwicklungsautomatik ausprobiert und war verblüfft, dass aus den neblig-trüben Februar-Aufnahmen nun Bilddateien entstanden sind, die durchaus für weitere Schritte brauchbar waren. So ist die erste kleine Serie in Color Efex entstanden, bei der er ich quasi eine „künstliche goldene Stunde“ eingebaut habe. Die beiden Fotos von dem Algen überzogenen Stein im Wasser sind Ergebnisse aus HDR Efex Pro und die letzte Schwarz-Weiss-Serie aus Silver Efex Pro.

 

Color Efex Pro 4

 

HDR Efex Pro 2

 

Silver Efex Pro 2

 


Notiz-Blog

Ich habe verschiedentlich gelesen, dass Anwender unter MacOS Catalina die Programme der NIK Suite nicht zum Laufen gebracht hatten, obwohl diese laut der Programminfo in der Version von Google doch 64-Bit-Programme sind, so wie es Catalina erfordert. Als es an die Einrichtung ging, stellte ich aber mit Schrecken fest, dass ich von der kostenfreien Version, die Google vor Jahren zur Verfügung gestellt hatte, keine Installationsdatei abgespeichert hatte. Andererseits war ich nicht bereit, den Preis von 149 € zu zahlen, die DxO heute als derzeitiger Rechteinhaber für die nur unwesentlich geänderte Version (lediglich erweitert durch einige Film-Simulationen) aufzubringen. Nach kurzer Suche fand ich einen Link zu einer deutschen Computerzeitschrift, unter dem die alte NIK-Software noch zum Download bereit steht. Bisher habe ich noch nicht alle Programmteile überprüft, aber die hier genannten laufen bei mir unter MacOS Catalina einwandfrei. Auch das Einbinden als Plugin gelang unter C1 auf Anhieb.

 

Color Efex Pro 4

Nachdem mir die Entwicklunsgautomatik von C1 geholfen hatte, in die trüben, nebligen Aufnahmen vom Strand Struktur und einen Hauch von Farbe zu bringen, wurden einige Bilder als TIFF an Color Efex übergeben, um hier ein wenig mit den zahlreichen Optionen zu spielen. Letztlich habe ich mich bei der weiteren Bearbeitung für 3 Presets aus dem Bereich „Landschaften“ entschieden, die sich kombinieren lassen. Zunächst hatte ich mit den“Graduated Filters“ dem Himmel ein Blau gegeben, das gar nicht so schlecht wirkte. Dann fiel mir aber der Orange-Filter in der zarten Variante auf und die zahlreichen Einstellmöglichkeiten, mit denen dieser partielle Farbfilter justiert werden kann. So habe ich verschiedene Intensitäten einer nicht vorhanden Goldenen Stunde in die Aufnahmen hinein gemogelt. Der Vordergrund erhielt mit dem Preset „Reflector Efex“ einen silbernen Hauch, den man mit einer imaginären Lichtrichtung und Reflektorposition fein variieren kann. Als letztes Preset kam bei einem Teil der Aufnahmen noch „Polarization“ in der „subtilen“ Variante hinzu. – Das ist alles nichts für Puristen. Das war es aber genau genommen bereits früher mit der Filterfotografie oder der Dunkelkammerarbeit zu analogen Zeiten auch nicht.

 

HDR Efex Pro 2

Am meisten irritiert hat mich das HDR-Programm. Weniger, weil bei meinen ausgewählten Bildbeispielen die Ergebnisse vieler Presets völlig unbrauchbar schienen, was aber noch einmal mit anderen Motiven zu prüfen wäre. Ich fand es vielmehr sonderbar, dass die erzielten Ergebnisse am Monitor unter HDR Efex anders aussahen als hinterher in der ausgegebenen TIFF-Datei. Die anfangs prägnanten Veränderungen waren im fertigen Ergebnis viel dezenter, dafür aber durchaus in der Wirkung natürlich. Bei den Steinmotiven habe ich das Preset „Tiefe 2“ gewählt, um der trüben und flachen, zweidimensionalen Bildwirkung eine gewisse Räumlichkeit zurück zu geben und den grünen Stein zart leuchten zu lassen. Durchweg positiv fand ich dagegen die Effektivität der lokalen Korrekturmaßnahmen, die zwar nur für einen runden Bildauschnitte in variabler Größe wirksam sind, wobei man aber recht einfach verschiedene lokale Korrekturen kombinieren kann. Das ist eine mehrfache Erweiterung des neudeutschen „Dodge & Burn“ durch lokale Korrekturen der Farbsättigung, der Strukturen, des Kontrastes und daher nicht nur eine einfache Nachbelichtung oder Abwedlung. Die lokalen Korrekturen bieten auch die übrigen Programmanteile.

 

Silver Efex Pro 2

In Silver Efex habe ich mich für das sehr dunkel gehaltene Preset „Film Noir 3“ aus der Voreinstellung „Vintage“ entschieden. Allerdings wurde eine abweichende Rahmen-Variante gewählt und ganz erheblich die Einstellungen des Presets modifiziert (Reduktion des allgemeinen Kontrastes und insbesondere des Reglers für den „Weichen Kontrast“, deutliche Anhebung der Struktur in den Schatten, Verstärkung von Schwarz und je nach Motiv geringere Modifikation in den Mitten und den Lichtern). Lokale Korrekturmaßnahmen wurden bei einigen Bildern behutsam eingesetzt, mehr um die Möglichkeiten auszuloten. So sind sowohl Bilder mit zugelaufenen Tiefen enthalten, als auch Varianten mit dunklen, aber besser durchgezeichneten Schatten.

Schön-Wetter-Aufnahmen geben schneller ihre Reize Preis, wirken auf mich aber schnell langweilig. Und, „schönes“ Wetter ist für uns Norddeutsche nicht der Alltag. Interessant wird es daher wirklich, wenn man versucht, an Tagen, an denen man draußen eine „trübe Suppe“ vorfindet, die Kamera nicht zu hause zu lassen, sondern mit ihr verborgenen Reizen im Gewöhnlichen nachzuspüren.

 

 

 

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