Kinderleicht

Klein und immer dabei.

Kürzlich fragte mich ein Freund, warum ich die X-Pro3 gegenüber der X-T3 (oder mittlerweile X-T4) bevorzuge. Neben dem von mir geschätztem Prinzip einer Sucherkamera mit seitlich versetztem Sucher (wie bei der M-Serie von Leica) war das 2. Argument, das mir dazu sofort einfiel: „man sieht vorne nichts – und hinten auch nicht“. An der Front der X-Pro3 gibt es kein Firmen- und Modell-Logo und an der Rückseite gibt es keinen sichtbaren LCD-Schirm. Bei der X-100V ist der LCD-Monitar zwar ausklappbar, aber nicht zu verdecken. Dafür ist an ihrer Vorderseite jedenfall auch kein Logo zu erkennen. Ansonsten sind beide Modelle ähnlich; in der Benutzung sogar nahezu identisch. Die X-100V ist deutlich kleiner und leichter. Das fest montierte Fujinon 23 mm / f 2,0 ist ebenfalls erheblich kleiner als das Fujicron 23 mm – erst recht gegenüber dem massigen 23er / f 1,4. Die X-100V passt zwar nicht in meine Hosentasche. Sie ist aber klein genug, dass ich sie neuerdings immer dabei habe.

Die X100-Serie von Fujifilm war noch nie preisgünstig und nahezu immer von Nachlässen ausgenommen. Für mich stellt sie aber einen brauchbaren Kompromiss aus geringer Größe, Bedienbarkeit und Bildergebnissen dar – ohne dass ich mich von der X-Pro3 her nennenswert umstellen muss.

Ist sie kinderleicht zu bedienen? Beim eigentlichen Fotografieren ohne Zweifel! Wenn man die Vielfalt und Mächtigkeit der Einstellmöglichkeiten als Grundlage nimmt, dann sicherlich nicht.

Was unterscheidet sie außer Größe und Gewicht noch von der X-Pro3? Das sind zum einen der Zentralverschluss im Objektiv und zum anderen die eingebauten ND-Filter (4,0 EV-Stufen).

Von den zahlreichen Berichten und Videos hat mich das Video von Benj Haisch auf YouTube am meisten amüsiert, weswegen ich es hier auch verknüpfe. Wenn man die Fotos des vierjährigen Oslo sieht, kann man tatsächlich auf den Gedanken kommen, es wäre kinderleicht:

Vor nunmehr gut 4 Jahren wechselte ich von Canon (5D Mark2) zu Fujifilm, damals mit der X-T2 als Basis. Mittlerweile wurden im Fuji-System verschiedene Kameras und Objektive ausprobiert. Das hat zum Jahresanfang 2021 zu einer gründlichen Flurbereinigung geführt. Die X-T2 und auch die X-Pro2 haben mich mittlerweile verlassen. Die X-Pro3 wurde Anfang 2020 meine „große“ Systemkamera, die X-100V ist seit Jahresbeginn 2021 meine „Kleine“ für unterwegs. Aus Gründen der Kostenreduktion habe ich mir den Gebrauchtmarkt zu Nutzen gemacht. Bisher habe ich bei den gebrauchten Objektiven noch keinen Reinfall erlebt. Mein 23er mit 1,4 und erst recht das 35er mit 1,4 sind erklärte Lieblinge geworden gegenüber den kleinen, leisen, schnelleren und Wetter dichten Exemplaren der Fujicron-Serie. Ob das ebenfalls gebrauchte 80er Macro dem 50er Fujcron für Nahaufnahmen den Rang ablaufen kann, wird gerade ausprobiert.

 

Kameraporträt in Farbe:

 

Details in SW:

 

NiSi UHD UV-Filter:

Der einzige Bereich, der an der X-100V nicht als Wetter resistent angegeben wird, ist der vordere Objektiv-Tubus, der sich beim Fokussieren vor und zurück bewegt. Zur Abdichtung empfiehlt Fujifilm einen (überteuerten) Adapterring mit UV-Filter. Ich habe mich für eine Alternative von Nisi (Montage) entschieden, die den weiteren Gebrauch des vorderen Objektivdeckels ermöglicht. Bei meinem bisherigen Versuchen konnte ich noch keine Schwächen des UV-Filters von Nisi erkennen – habe aber von Problemen bei nächtlichen Gegenlichtaufnahmen mit Überstrahlungen und Reflexen gelesen. Der einzig störende Nachteil ist der weit vorn liegende Filter, der schnell von Regentropfen oder Schneeflocken benetzt werden kann. Von daher denke ich noch über die Alternative einer kleinen (und teuren) Gegenlichtblende von Squarehood (Montage) nach, die aber wiederum das Objektiv nach vorne stärker verlängert als der Nisi-Ring.

 

LED-Leuchten und Weißabgleich:

Zur Beleuchtung der Aufnahmen habe ich diesmal zwei kleine LED-Leuchten im Taschenformat von Laofas benutzt, die sich in der Lichtfarbe von RGB einfarbig bis hin zu Weiß einstellen lassen. Beim Weiß lassen sich die Farbtemperaturen von 3200 Kelvin bis 7000 Kelvin in 6 Stufen einregeln (5600 K bei den obigen Aufnahmen). Zur Farbtreue wird ein CRI-Wert von 95 angegeben. Geladen werden die kleinen Leuchten (sehr langsam) per USB-C-Stecker über handelsübliche Ladegeräte. Zum einheitlichen Weißabgleich kam der ColorChecker zum Einsatz.

Das Macro-Objektiv wurde heute an die X-Pro3 und dann auf einem Stativ montiert und ausschließlich über den LCD-Monitor manuell fokussiert;  je nach Motivdetail beim Focus-Peeking in der Farbe Rot, Gelb oder Blau. Ausgelöst wurde mit einem Vorlauf von 2 s. Der manuelle Fokus und das Deaktivieren des OIS war im unmittelbaren Vergleich mit den Aufnahmen des Vortages (mit AF und OIS) enorm Batterie schonend.

 

 

 

One comment

  1. Guten Abend Herr Müller,
    schöner Beitrag und man merkt Ihnen die Begeisterung für die Fuji X100V auch an.
    Ich bin bei Fuji mal mit einer Fuji X100 eingestiegen. Der ersten Serie damals. Allerdings nach Staubeinfall im Sucher auch wieder von der Kamera getrennt da mir bewusst wurde wie empfindlich dort geschlossene Systeme sind, insbesondere wenn Staub auf dem Sensor landet und eine Reparatur außerhalb der Garantiezeit schnell zu teuer wird.
    Ich wünsche Ihnen, dass Sie davon verschont bleiben, da die Fuji X100V wohl gedichtet ist.

    Im Oktober 2020 erwarb ich dann abermals, eigentlich ungewollt, eine Fuji Kamera.
    Eine Kamera hatte ich ja und warum eine neue kaufen?
    Hier wurde in einem großen Elektromarkt der Fuji Fotobereich geräumt. Dort sah ich eine neue Fuji X-H1 im Set mit dem Fuji 16-55mm f2.8 zum Abverkaufspreis von 1200,00€.
    Die Kamera wurde dann von mir gekauft, das Objektiv verkauft und hielt nach eiener Woche eine neue Fuji X-H1 für 520,00€ in den Händen. Da ich ein Freund eines Bildwinkels von 35mm entsprechend einer Kleinbild Brennweite bin setze ich die Kamera nun mit dem ebenfalls gedichteten Fuji 23mm f2.0 zum Fotografieren ein und begeistere mich jedesmal für diese Kamera.

    Ihnen weiterhin viel Freude mit der Kamera und der Fotografie. Es ist immer wieder schön hier Fotos aus dem Landkreis zu sehen.

    Bleiben Sie gesund und einen schönen Abend aus Ochstersum.
    O.G.

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